Europa soll der erste klimaneutrale und zirkulär wirtschaftende Kontinent werden. Die Art, wie gebaut, modernisiert und mit dem Gebäudebestand gewirtschaftet wird, entscheidet wie kein anderer Sektor über das Erreichen dieser Ziele. Aus diesem Grund hat die DGNB bereits 2022 einen Gebäuderessourcenpass entwickelt, der Transparenz über definierte zirkuläre Eigenschaften von Bauaktivitäten und Gebäuden herstellt. Um jedoch die Bewertung und Vergleichbarkeit der Zirkularität von Gebäuden für übergeordnete Entscheidungsprozesse weiter zu verbessern, ist aus Sicht der DGNB der Einsatz von Zirkularitätsindizes sinnvoll. Kennzahlen, die die Zirkularität von Bauwerken in einem Wert bewertbar und vergleichbar machen. Die Auseinandersetzung mit einzelnen Teilindikatoren, Anwendungsfällen und Zirkularitätsklassen kann Entscheidungsprozesse in der Bauprojektplanung im Sinne der Kreislaufwirtschaft fördern. Durch die Ermittlung und Dokumentation von Daten sowie die darauf aufbauende Berechnung von Zirkularitätskennzahlen werden die Beteiligten in die Lage versetzt, validierte Entscheidungen zu treffen, um die Transformation zur Kreislaufwirtschaft zu unterstützen.
Am Markt werden verschiedene Indizes bzw. Rechenmethoden zur Anwendung angeboten. Gleichzeitig gab es bisher keine einheitlich definierten Anforderungen, die ein solcher Index erfüllen sollte. Für eine sinnvolle Anwendung von aggregierten Zirkularitätsbewertungen sowie eine vergleichbare Bewertung von Zirkularitätsquoten bedarf es jedoch einer gemeinsamen Basissprache. Die DGNB hat daher gemeinsam mit dem DGNB Ausschuss für Lebenszyklus und zirkuläres Bauen einen Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes für Bauwerke erarbeitet sowie darüber hinaus auf dessen Basis einen eigenen Index entwickelt.
DGNB Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes für Bauwerke
Zirkularitätsindizes sowie die Ermittlung von Zirkularitätsquoten können bei Bauvorhaben sowie im Zuge von Zertifizierungen zum Einsatz kommen. Im Rahmen der DGNB Zertifizierung werden zum Beispiel im Kriterium TEC1.6 Zirkuläres Bauen des DGNB Systems Gebäude Neubau, Version 2023 Anreize zur Anwendung von Zirkularitätsindizes gesetzt. Hier wird explizit auf den DGNB Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes verwiesen. Darüber hinaus können Zirkularitätsindizes sowie die Ermittlung von Zirkularitätsquoten auch als Elemente kommunaler und übergeordneter Regelwerke angewandt werden.
Über die Betrachtung einzelner Fokusthemen bzw. Teilindikatoren auf Gebäudeebene kann zudem eine aggregierte Zirkularitätsbewertung Orientierung geben. Zirkularitätsindizes können somit eine verkürzte Darstellung des Erreichten nach außen sein, aber auch als Steuerungsinstrument genutzt werden. Eine Zirkularitätsbewertung kann sowohl für nachhaltige und ressourcenoptimierende Projektplanungsentscheidungen als auch für erforderliche Nachweise für diverse Lenkungsinstrumente, z. B. des Projektbeitrags zur Kreislaufwirtschaft, relevant sein.
Ein kombinierender bzw. aggregierter Zirkularitätsindex kann in einem Projekt konkret...
- Zirkularitäts- und Umwelt-Eigenschaften strukturiert offenlegen.
- als Basis für ressourcen- und umweltbewusste Um-, Neu- und Rückbauplanung dienen.
- Nachhaltigkeitseigenschaften von Materialien, Produkten und Bauteilen definieren.
- als Grundlage für neue Lenkungs- und Förderinstrumente dienen.
- Daten für den Aufbau 'Urbaner Minen' vervollständigen und auswertbarer machen.
- Bau- und Abbruchabfälle dokumentieren und bei deren Reduktion mitwirken.
- die digitale Objektdokumentation für Neubau- und Bestandsbauten strukturieren.
- als wertvolle, anschlussfähige Nachweisdokumentation für Offenlegungsverordnungen dienen.
- den Einsatz sekundär genutzter Produkte dokumentieren.
- die Eignung der Bausubstanz für Nachnutzungen darstellen.
Anforderungen an Zirkularitätsindizes
Grundlegend sollten gemäß des DGNB Qualitätsstandards in Zirkularitätsindizes immer folgende Beiträge abgebildet sein:
- Heutiger Beitrag zur umgesetzten Kreislaufführung (pre-use)
- Zukünftiger Beitrag zur potenziellen Kreislauffähigkeit (post-use)
Je nach Anwendungsfall (langlebig/kurzlebig und Neubau/Bestand/Sanierung) sollten dabei für den heutigen und zukünftigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft differenzierte Schwerpunkte gesetzt werden:
- Kurzlebige Bauwerke: heutige Kreislaufführung ≤ zukünftige Kreislaufführung
- Langlebige Bauwerke: heutige Kreislaufführung ≥ zukünftige Kreislaufführung
- Objektivität der Bewertungsmethode, mit Begründung der vorgenommenen Bewertung
- Vollständige Erfassung der KG 300 (Baukonstruktion), fehlender Umfang wird deklariert
- Erfassung der KG 400 (Technische Gebäudeausrüstung) nach massebezogener Relevanz, fehlender Umfang wird deklariert
- Transparente und öffentlich zugängliche Methodenbeschreibung
- Ausgabe quantitativer Teilindikatoren zur gezielten Optimierung für die Themen Materialherkunft, Bau-/Abbruchabfälle, Schadstoffbelastung, Materialverträglichkeit, Demontagefähigkeit, werkstoffliche Trennbarkeit und Materialverwertung(-spotenzial)
- Zeitpräferenz je Anwendungsfall zur Berücksichtigung heutiger Transformationsbedarfe
- Erweiterungen möglich, z. B. durch Ökobilanz-Ergebnis, wenn differenziert deklarierbar
- Die Teilindikatoren Schadstoffbelastung und Materialverträglichkeit können über die Bewertung der Kreislauffähigkeit anhand von Störstoffen auch im Teilindikator Materialverwertung beinhaltet sein.
- Die Teilindikatoren Demontagefähigkeit und werkstoffliche Trennbarkeit können auch in einem Indikator zusammengefasst bewertet werden.
Hinweis: Nach Offenlegung der Methoden und entsprechender Erläuterung und Zuordnung ihrer Konformität mit dem definierten Qualitätsstandard können auch Zirkularitätsindizes ermittelt werden, die sinngemäß alle Themen der Teilindikatoren quantitativ adressieren, diese jedoch nicht separiert darstellen bzw. nicht die identischen Zirkularitätsklassen (ZK) nutzen.
Basis-Methode zur Berechnung von Zirkularitätsindizes
Für die Berechnung von Zirkularitätsindizes wurde die folgende Methode als Basis entwickelt:
- Gesamtbeitrag: ZI = Zirkularitätsindex der Kreislaufführung (pre-use) und Kreislauffähigkeit (post-use)
gebildet aus den beiden Beiträgen:
Heutiger Beitrag: ZI(H) | = (Teil-)Zirkularitätsindex der Kreislaufführung (umgesetzt, pre-use) |
Der heutige Beitrag wird aus dem Produkt der nachfolgenden Teilindikatoren sowie der zugehörigen, anwendungsspezifischen Gewichtungsfaktoren gebildet. Die Teilindikatoren: Materialherkunft, Bau- und Abbruchabfälle, Schadstoffbelastung |
+
Zukünftiger Beitrag: ZI(Z) | = (Teil-)Zirkularitätsindex der Kreislauffähigkeit (potenziell, post-use) |
Der zukünftige Beitrag wird aus dem Produkt der nachfolgenden Teilindikatoren sowie der zugehörigen, anwendungsspezifischen Gewichtungsfaktoren gebildet. Die Teilindikatoren: Materialverträglichkeit, Demontagefähigkeit, werkstoffliche Trennbarkeit, Materialverwertung(-spotenzial) |
sowie durch die Toleranzbereiche bei der Anwendung des Qualitätsstandards für
- die Teilzirkularitätsindizes ZI(H) und ZI(Z) = ± 15 % (je Beitrag)
- die Gewichtung der Teilindikatoren gTI = ± 5 % (je Teilindikator)
- die Bewertungsfaktoren der Zirkularitätsklassen je Teilindikator fZK = ± 0,15 (je Zirkularitätsklasse)
Dieses Verfahren zur Berechnung erlaubt es, anwendungsspezifische Defizite auszugleichen und Schwerpunkte auf Aktivitäten zu setzen, die die aktuelle und zukünftige Kreislaufwirtschaft unterstützen. Die Methode erlaubt durch ihre Modularität eine Anpassung der jeweiligen Wertigkeiten und ermöglicht es somit, in einfacher Weise auf zukünftige Entwicklungen einzugehen.
Die flexible Anwendbarkeit ergibt sich durch die Möglichkeit, entweder einen gesamtheitlichen Zirkularitätsindex zur Bewertung des Gesamtbeitrags zur Kreislaufwirtschaft (Kreislaufführung und Kreislauffähigkeit) oder eine getrennte Bewertung über zwei Teil-Zirkularitätsindizes (Kreislaufführung oder Kreislauffähigkeit) durch die Aufteilung in den heutigen und zukünftigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft anzuwenden.
In der Publikation "DGNB Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes für Bauwerke" finden Sie genaue Hinweise zur Berechnung sowie eine Beispielrechnung anhand des Anwendungsfalls Neubau.
Übersicht der Teilindikatoren: Zirkularitätsklassen und Bewertungsfaktoren
Die sechs betrachteten Teilindikatoren wurden auf Basis einer Fachrecherche definiert und greifen die für die Bewertung des Gesamtbeitrags von Bauwerken zur Kreislaufwirtschaft relevanten Themen auf. Sie können als Orientierung dienen und eigenständig für Planungsentscheidungen oder zur gezielten Fokussierung bei Optimierungen herangezogen werden, stellen aber für sich genommen keinen Zirkularitätsindex dar.
Das Aufzeigen der Materialherkunft soll dabei unterstützen, den Einsatz primärer bzw. nicht erneuerbarer Ressourcen zu reduzieren und somit den Anteil von Sekundärmaterial im Bauwerk zu erhöhen. Die Einordnung der massebezogenen Quoten erfolgt daher übergeordnet in Sekundär- und Primärrohstoffanteilen. Auf diesen Teilindikator wird in der Gewichtung der Hauptfokus gelegt.
Zirkularitätsklasse | Erläuterung | Bewertungsfaktor fZK(H) | Toleranzbereich | |
---|---|---|---|---|
sekundär | wiederverwendet | (Reuse), Bestandssubstanz = 100 % | 1,00 | ± 0,15 |
wiederverwendet | (Remanufacture/Repurpose) | 1,00 | ± 0,15 | |
wiederverwertet | (Recycling) = post-consumer Rezyklatanteil, gleichbleibendes Qualitätsniveau, in geschlossenen Kreisläufen (Closed-Loop-Recycling) | 0,75 | ± 0,15 | |
(weiter-)verwertet | (Recycling) = post-consumer Rezyklatanteil, reduziertes Qualitätsniveau, in offenen Kreisläufen (Open-Loop-Recycling) | 0,50 | ± 0,15 | |
primär | Primärrohstoff, erneuerbar | (Renewable) zertifiziert (hochwertig, mit Nachforstung) oder vergleichbar (z. B. schnell nachwachsend) z. B. laut DGNB Kriterium ENV1.3 aus dem DGNB System Gebäude Neubau, Version 2023 | 0,75 | ± 0,15 |
(Renewable) | 0,50 | ± 0,15 | ||
Es wird empfohlen, Zirkularitätsklassen oberhalb von 0,50 anzustreben, da mit diesen ein positiver Beitrag zur Kreislaufwirtschaft erzielt wird. | ||||
Primärrohstoff, nicht erneuerbar | (Not renewable) | 0,00 | ± 0,15 |
Hinweis: Sollte eine getrennte Zuordnung in wieder- oder weiterverwendet bzw. wieder- oder weiterverwertet nicht möglich sein, ist die jeweils als qualitativ niedriger eingestufte Kategorie zu wählen.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Publikation "DGNB Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes für Bauwerke".
Das Abfallaufkommen, welches durch Abriss- bzw. Baumaßnahmen entsteht, wurde im Qualitätsstandard aufgenommen, da es das Potenzial hat, einen relevanten Anteil zur Ressourcenschonung beizutragen. In Deutschland erfolgt die Abfallstromdeklaration durch die geltende Regulierung verpflichtend in allen Bauprojekten. In der EU-Taxonomie spielt das Thema zudem eine entscheidende Rolle, da der Nachweis der Wiederverwendungs- bzw. Weiterverwertungsquote der ungefährlichen Bau- und Abbruchabfälle als 'Do No Significant Harm'- Kriterium in jedem Fall zu erbringen ist.
Zirkularitätsklasse | Erläuterung | Einordnung: Entwurf Zirkularitäts-Index BBSR | Bewertungsfaktor fZK(H)* | Toleranzbereich | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|
EoL-Klasse | Potenzial | Index | Bauabfälle | Abbruchabfälle | |||
Wiederverwendung | inklusive Vorbereitung zur Wiederverwendung | A | WV | 140 | 1,00 | 1,00 | ± 0,15 |
werkstoffl. qualitat. Wiederverwertung | hochwertig, inklusive Aufwertung, Closed-Loop-Recycling | B | CL | 100 | 0,80 | 0,80 | ± 0,15 |
stoffliche Verwertung | Recycling ohne Aufwand, Closed-Loop-Recycling mit Aufwand | C | RC*/CL (mit Aufwand) | 80 | 0,70 | 0,70 | ± 0,15 |
Recycling mit Aufbereitungsaufwand, Open-Loop-Recycling | D | RC (mit Aufwand) | 60 | 0,60 | 0,60 | ± 0,15 | |
Es wird empfohlen, Zirkularitätsklassen oberhalb von 0,50 anzustreben, da mit diesen ein positiver Beitrag zur Kreislaufwirtschaft erzielt wird. | |||||||
Recycling mit minderer Qualität, sonstige stoffliche Verwertung | E | SV | 20 | 0,40 | 0,40 | ± 0,15 | |
thermische Verwertung | erneuerbar/biogen zertifiziert und nachweislich schadstoffarm | E | EV+ | 20 | 0,40 | 0,40 | ± 0,15 |
nicht erneuerbar/biogen, erneuerbar/biogen nicht zertifiziert | F | EV- | -20 | 0,20 | 0,20 | ± 0,15 | |
energetische Beseitigung | G | EB | -60 | 0,00 | 0,00 | ± 0,15 | |
Verfüllung | von nicht gefährlichem Material | F | Dep+ | -20 | 0,20 | 0,20 | ± 0,15 |
Deponierung | nicht gefährlicher Abfall (DK 0-II), inkl. Deponierung von Inertabfällen | F | Dep+ | -20 | 0,20 | 0,20 | ± 0,15 |
Entsorgung | als gefährlicher Abfall (DK III-IV), Deponierung nach Aufbereitung | G | Dep- | -60 | 0,00 | 0,00 | ± 0,15 |
*Bewertung angelehnt an Verhältnis der Klassen laut Entwurf BBSR Zirkularitäts-Potenzial (November 2023)
Die Bau- und Abbruchabfälle sind auf die betrachtete Baumaßnahme bezogen. D. h. es werden nur die ungefährlichen Bau- und Abbruchabfälle, welche im Rahmen der dokumentierten Baumaßnahme entstehen, betrachtet. Die als gefährlich zu deklarierenden Bau- und Abbruchabfälle sind unter 'Entsorgung als gefährlicher Abfall' einzuordnen und entsprechend der gesetzlichen Verordnungen zu behandeln.
Bei Bestandsbauten bzw. wenn kein Rückbau erfolgt, kann die Betrachtung der Bau- und Abbruchabfälle entfallen, da es sich dann um eine reine Bestandsbewertung handelt.
Bei Bestandserhalt kann die Betrachtung der Abbruchabfälle entfallen, wenn kein Rückbau erfolgt, da es sich dann um eine Neubaumaßnahmenbewertung handelt.
- Mit Rückbau: Bau- und Abbruchabfälle
- Ohne Rückbau: Bauabfälle
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Publikation "DGNB Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes für Bauwerke".
Das Thema Schadstoffbelastung darf aufgrund seiner Auswirkung auf die Nachnutzung nicht fehlen. Die Bewertung erfolgt hier immer qualitativ für das Gesamt-Bauwerk bzw. die Gesamt-Bestandsmasse und nicht in massebezogenen Quoten.
Zirkularitätsklasse | Erläuterung | Bewertungsfaktor fZK(H) | Toleranzbereich |
---|---|---|---|
Zielvorstellung | Analyse durchgeführt, keine Schadstoffe vorhanden | 1,00 | ± 0,15 |
optimiert | Analyse durchgeführt, Schadstoffsanierung hat stattgefunden (inkl. Risiko- / Störstoffen), Rest-Schadstoffkataster dokumentiert | 1,00 | ± 0,15 |
gehobener Standard | Analyse durchgeführt, Schadstoffsanierung hat stattgefunden, Rest-Schadstoffkataster dokumentiert | 0,75 | ± 0,15 |
Standard | Analyse durchgeführt, Schadstoffkataster vorhanden | 0,50 | ± 0,15 |
Es wird empfohlen, Zirkularitätsklassen oberhalb von 0,50 anzustreben, da mit diesen ein positiver Beitrag zur Kreislaufwirtschaft erzielt wird. | |||
kritisch | keine Analyse, Verdacht liegt vor (z. B. lt. Baujahr) | 0,00 | ± 0,15 |
nicht bewertbar | keine Analyse, kein Verdacht | 0,00 | ± 0,15 |
Die Einstufung des Bauwerks im Gesamten erfolgt z. B. auf Basis des Kriteriums ENV1.2 Risiken für die lokale Umwelt des DGNB Systems Gebäude Neubau, Version 2023, da es hierzu bisher an standardisierten bzw. regulatorischen Methodiken zur umfänglichen Einstufung fehlt. Möglich ist auch die Bewertung über ein anderes Verfahren zur Einstufung, z. B. auf Produktebene nach dem Kriterium TEC1.6 (Indikator 3.2.2) ebenfalls aus dem DGNB System Gebäude Neubau, Version 2023 oder anderen Verfahren laut anerkannten Zertifizierungssystemen, welche mit angegeben werden.
Grundsätzlich gilt die Anforderung, dass das Gebäude im Rahmen einer Bestandsanalyse hinsichtlich aller aufgeführten Gefahr-/Schadstoffe in Gebäuden in Form eines Gefahr-/Schadstoffgutachtens sowie eines Gefahr-/Schadstoffkatasters dokumentiert wird. Der Status quo bzw. das Ergebnis der Analyse kann laut dargestellter Klassifizierungs-Systematik angegeben werden.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Publikation "DGNB Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes für Bauwerke".
Das Thema Materialverträglichkeit darf aufgrund seiner Auswirkung auf die Nachnutzung nicht fehlen. Da neben den gesundheitsrelevanten Gefahr- und Schadstoffen auch weitere Risiko- und Störstoffe für die zukünftige Kreislaufführung der Materialressourcen bzw. die Weitergabe in Nachnutzungswege/-verfahren nach dem Lebensende der Ressource bzw. des Bauwerks eine Rolle spielen, erfolgt hier die Einstufung für neu eingebrachte Materialien in Bezug auf die Eigenschaft der Kreislauffähigkeit gemäß der Klassifizierungs-Systematik.
Zirkularitätsklasse | Erläuterung | BBSR Störstoff-Klasse* | DGNB Kriterium ENV1.2 aus dem DGNB System Gebäude Neubau, Version 2023 *** | Bewertungsfaktor fZK(Z) | Toleranzbereich |
---|---|---|---|---|---|
Zielvorstellung | schadstofffrei | S1, S2 | 1,00 | ± 0,15 | |
optimiert | weitgehend schadstofffrei, mit Materialprüfung, nicht gesundheitsgefährdend, die Kreislauffähigkeit nicht verhindernd** | S1, S2 | QS4 | 1,00 | ± 0,15 |
gehobener Standard | mit Materialprüfung, nicht gesundheitsgefährdend, die Kreislauffähigkeit nicht verhindernd** | S1, S2 | QS3 | 0,75 | ± 0,15 |
Standard | nicht gesundheitsgefährdend, die Kreislauffähigkeit nicht verhindernd** | S1, S2 | QS1-2 | 0,50 | ± 0,15 |
Es wird empfohlen, Zirkularitätsklassen oberhalb von 0,50 anzustreben, da mit diesen ein positiver Beitrag zur Kreislaufwirtschaft erzielt wird. | |||||
kritisch | die Kreislaufführung verhindernd | S3, S4 | 0,00 | ± 0,15 | |
nicht bewertbar | nicht genügend Informationen vorhanden | 0,00 | ± 0,15 |
1 bei Sekundär-Material
* Zuordnung zu Störstoff-Klassen der Materialverträglichkeit laut Entwurf BBSR Zirkularitäts-Index (Nov. 2023)
** siehe relevante Zeilen für EoL laut Kriterienmatrix im Kriterium ENV1.2 des DGNB Systems Gebäude Neubau, Version 2023, siehe Abbildung 6
*** zugeordnete Systematik zur Qualitätsstufenermittlung laut Kriterium ENV1.2 des DGNB Systems Gebäude Neubau, Version 2023
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Publikation "DGNB Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes für Bauwerke".
Demontagefähigkeit beschreibt hier die Fähigkeit, ein im Gebäude bzw. Bauwerk eingebautes Bauteil/-element oder auch Baukomponenten in seiner Gesamtheit wieder zu entfernen. Bauteile/-elemente oder auch Baukomponenten, die so konzipiert sind, dass sie mit Hilfe von reversiblen Anschlüssen installiert und wieder zerstörungsfrei demontiert werden können, begünstigen die Demontagefähigkeit. Eine positive Demontierbarkeit ist grundlegend für eine spätere Recyclingfreundlichkeit.
Die Bewertung der Rückbaubarkeit eines Bauwerks ist fester Bestandteil des zukünftigen Beitrags zur Kreislaufwirtschaft, da diese über die Einordnung des Rückbauaufwands sowohl einen wichtigen Indikator für die Wirtschaftlichkeit eines selektiven Rückbaus, als auch für den Anteil der wieder in den Materialkreislauf zurückführbaren Ressourcen darstellt. Zudem kann durch die Bewertung der Demontagefähigkeit die direkte Wiederverwendung von ganzen Bauteilen bzw. Bauprodukten dargelegt und begünstigt werden.
Zirkularitätsklasse | Erläuterung | Bewertungsfaktor fZK(Z) | Toleranzbereich | ||
---|---|---|---|---|---|
Verbindungsart | Rückbauaufwand | Schadensart | |||
optimiert | lose / Klickverbindung | sehr geringer Aufwand | zerstörungsfrei lösbar | 1,00 | ± 0,15 |
verbessert | gesteckt / geschraubt | geringer Aufwand | zerstörungsfrei lösbar | 0,75 | ± 0,15 |
Standard | festverbaut | mittlerer Aufwand | überwiegend zerstörungsfrei lösbar | 0,50 | ± 0,15 |
Es wird empfohlen, Zirkularitätsklassen oberhalb von 0,50 anzustreben, da mit diesen ein positiver Beitrag zur Kreislaufwirtschaft erzielt wird. | |||||
eingeschränkt | festverbaut | hoher Aufwand | reparable Schäden | 0,25 | ± 0,15 |
problematisch | festverbaut | extrem aufwändig | irreparable Schäden | 0,00 | ± 0,15 |
nicht bewertbar | bzw. nicht demontagefähig | 0,00 | ± 0,15 |
* Einsatz zirkulärer Produkte auf Bauteilebene: Zugeordnete Systematik lt. Kriterium TEC1.6 Indikator 3.2.2 des DGNB Systems Gebäude Neubau, Version 2023
** mit Nachweis, dass das Produkt zerstörungsfrei demontierbar eingebaut ist
*** gilt für Bauprodukte/-systeme, die aus mehreren Produkten/Komponenten/Materialien bestehen
Hinweis: Ein Bauwerk besteht aus unterschiedlichen Hierarchien mit individuellen Nutzungsdauern, welche in der Planung berücksichtigt werden sollten. Bezogen auf die Zirkularität ist die Demontagefähigkeit vor allem für die Strukturebenen relevant, deren Bauteile/-produkte/-materialien eine kürzere Lebensdauer bzw. häufigere Austauschzyklen haben.
Um die Demontagefähigkeit des Bauwerks klassifizieren zu können, werden die Verbindungsart, der Rückbauaufwand und die resultierende Schädigung bewertet. Als Grundlage zur Festlegung der Bewertungsfaktoren wurden bisherig angewandte Methoden verglichen und gemäß Relevanz und Anwendungsmöglichkeit diskutiert bzw. teilweise Mittelwerte gebildet.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Publikation "DGNB Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes für Bauwerke".
Werkstoffliche Trennbarkeit beschreibt hier die Fähigkeit, Bauteile/-elemente oder auch Baukomponenten sowie einzelne in diesen eingesetzte Materialien herauszulösen und so eine sortenreine Trennung der Materialströme zu erlangen.
Das Thema wird sowohl aufgrund seiner Relevanz für die Wirtschaftlichkeit eines selektiven Rückbaus als auch für den Anteil der in den Materialkreislauf rückführbaren Ressourcen betrachtet. Die Bewertung der sortenreinen Trennung in Baustoffe bzw. -materialien wurde als eigener Teilindikator in den DGNB Qualitätsstandard aufgenommen, da sie eine andere Bewertung als die Demontagefähigkeit von Bauteilen/Bauprodukten erfordert und stärker auf Materialebene angewendet wird.
Zirkularitätsklasse | Erläuterung | Bewertungsfaktor fZK(Z) | Toleranzbereich | ||
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Prozess | Aufwand | Auswirkung auf Kreislauffähigkeit | |||
optimiert | nicht maschinell | einfach zugänglich | ohne Anhaftungen, monomateriell, vollständig in Kreislauf überführbar | 1,00 | ± 0,15 |
verbessert | maschinell | vollständig in Kreislauf überführbar | 0,75 | ± 0,15 | |
Standard | maschinell, chemisch | fast vollständig in Kreislauf überführbar | 0,50 | ± 0,15 | |
Es wird empfohlen, Zirkularitätsklassen oberhalb von 0,50 anzustreben, da mit diesen ein positiver Beitrag zur Kreislaufwirtschaft erzielt wird. | |||||
eingeschränkt | aufwändig | nicht vollständig in Kreislauf überführbar | 0,25 | ± 0,15 | |
problematisch | extrem aufwändig | nicht vollständig in Kreislauf überführbar | 0,00 | ± 0,15 | |
nicht bewertbar | bzw. nicht sortenrein trennbar | 0,00 | ± 0,15 |
Hinweis: Ein Bauwerk besteht aus unterschiedlichen Hierarchien mit individuellen Nutzungsdauern, welche in der Planung berücksichtigt werden sollten. Bezogen auf die Zirkularität ist die Demontagefähigkeit vor allem für die Strukturebenen relevant, deren Bauteile/-produkte/-materialien eine kürzere Lebensdauer bzw. häufigere Austauschzyklen haben.
Um die werkstoffliche Trennbarkeit des Bauwerks klassifizieren zu können, werden der Prozess zur sortenreinen Trennung sowie die Auswirkung auf die Kreislaufführung bewertet. Als Grundlage zur Festlegung der Bewertungsfaktoren wurden bisherig angewandte Methoden verglichen, gemäß Relevanz und Anwendungsmöglichkeit diskutiert bzw. teilweise Mittelwerte gebildet.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Publikation "DGNB Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes für Bauwerke".
Materialverwertung beschreibt die dem Bauteil/Produkt/Material laut heutigem Stand der Technik typischen zugeordneten potenziellen Nachnutzungswege. Dieses ist für die Bewertung der zukünftigen Kreislaufführung der verbauten Ressourcen relevant.
Zirkularitätsklasse | Erläuterung | Einordnung: Entwurf Zirkularitäts-Index BBSR | Bewertungsfaktor fZK(Z)** | Toleranzbereich | ||
---|---|---|---|---|---|---|
EoL-Klasse | Potenzial | Index | ||||
Wiederverwendung | inklusive Vorbereitung zur Wiederverwendung | A | WV | 140 | 1,00 | ± 0,15 |
werkstoffl. qualitat. Wiederverwertung | hochwertig, inklusive Aufwertung, Closed-Loop-Recycling | B | CL | 100 | 0,80 | ± 0,15 |
stoffliche Verwertung | Recycling ohne Aufwand, Closed-Loop-Recycling mit Aufwand | C | RC/CL (mit Aufwand) | 80 | 0,70 | ± 0,15 |
Recycling mit Aufbereitungsaufwand, Open-Loop-Recycling | D | RC (mit Aufwand | 60 | 0,60 | ± 0,15 | |
Es wird empfohlen, Zirkularitätsklassen oberhalb von 0,50 anzustreben, da mit diesen ein positiver Beitrag zur Kreislaufwirtschaft erzielt wird. | ||||||
Recycling mit minderer Qualität, sonstige stoffliche Verwertung | E | SV | 20 | 0,40 | ± 0,15 | |
thermische Verwertung | erneuerbar/biogen zertifiziert und nachweislich schadstoffarm | E | EV+ | 20 | 0,40 | ± 0,15 |
nicht erneuerbar/biogen, erneuerbar/biogen nicht zertifiziert | F | EV- | -20 | 0,20 | ± 0,15 | |
energetische Beseitigung | G | EB | -60 | 0,00 | ± 0,15 | |
Verfüllung | von nicht gefährlichem Material | F | Dep+ | -20 | 0,20 | ± 0,15 |
Deponierung | nicht gefährlicher Abfall (DK 0-II), inkl. Deponierung von Inertabfällen | F | Dep+ | -20 | 0,20 | ± 0,15 |
Entsorgung | als gefährlicher Abfall (DK III-IV), Deponierung nach Aufbereitung | G | Dep- | -60 | 0,00 | ± 0,15 |
* Bewertung angelehnt an Verhältnis der Klassen laut Entwurf BBSR Zirkularitäts-Potenzial (November 2023)
Zur Ermittlung des zukünftigen Materialverwertungspotenzials kann für jeden Werkstoff der nach heutigem Stand der Technik typische Nachnutzungsweg nach den geltenden Ökobilanzregeln für End of Life (EoL) angenommen werden. Auch andere Betrachtungsebenen wie die der Bauprodukte oder Bauteile können hier angewendet werden, insbesondere kann dies für die hohen Zirkularitätsklassen sinnvoll sein.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Publikation "DGNB Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes für Bauwerke".
Datengrundlage zur Berechung von Zirkularitätsindizes
Gebäuderessourcenpässe können als Informationsbasis für die Berechnung von Zirkularitätsindizes nach dem DGNB Qualitätsstandard dienen. Der Gebäuderessourcenpass der DGNB ist als anwendungs- und marktorientiertes Instrument konzipiert. Daher ermöglicht er mit seinen transparent dokumentierten und auf Gebäudeebene aggregierten Dateninhalten auch die Ermittlung aggregierter Zirkularitätsbewertungen.
Zur Datenermittlung kann eine um Zirkularitätsattribute erweiterte Massenermittlung zur Kostenberechnung als Bauteilkatalog mit zugrundeliegender Bauteilstruktur auf Basis der Kostengruppensystematik nach DIN 276 oder ein digitales Gebäudemodell mit identischer Attributlogik dienen. Die Mengenermittlung für die Kostenberechnung erfolgt bei Bauprojekten in der Regel in der Entwurfsphase nach HOAI.
Datenbanken oder Softwaredienste, die entweder mit eigenen Datenbanken arbeiten oder an diese angeschlossen werden können, können die Datenermittlung unterstützen. Die Anforderungen an die zu erfassenden Datenpunkte und die Modellierung sollten von Anfang an zugrunde gelegt und berücksichtigt werden.
Der mögliche Anwendungsbereich umfasst bauliche Anlagen und Gebäude laut §1 bzw. §2 der Musterbauordnung. Empfohlen wird ein Betrachtungsumfang inklusive (massebezogen) relevanten technischen Anlagen.
DGNB Zirkularitätsindex
Der DGNB Zirkularitätsindex wurde aus dem DGNB Qualitätsstandard als konkretes Angebot abgeleitet und ist als mögliches Werkzeug zur Zirkularitätsbewertung von Bauwerken zu verstehen. Die Berechung entspricht der Basismethode, jedoch werden für den DGNB Zirkularitätsindex die im Qualitätsstandard definierten Gewichtungen der Teilindikatoren ohne Toleranzbereiche angewandt.
Zirkularitätsindizes in Deutschland
In Deutschland bzw. im deutschsprachigen Raum sind der DGNB (Stand Dezember 2023, in alphabetischer Ordnung) folgende Methoden/Kennzahlen für Zirkularitätsbewertungen bekannt. Diese sind auch in die Fachrecherche zur Entwicklung des DGNB Qualitätsstandards für Zirkularitätsindizes für Bauwerke mit eingeflossen:
Methode | Circularity Score (CS) | Concular Circularity Performance Index (CPX) | DGNB Zirkularitätsindex (DGNB ZI) | EPEA Circularity Passport® Buildings (CP) | IBO Entsorgungsindikator (EI) | Madaster Circularity Indicator** (MCI) | Urban Mining Index (UMI) | Recycling- Graph | Im Entwurf |
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Umfang | |||||||||
Ebenen |
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Phasen |
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Teilindikatoren Kreislaufführung (Heute/pre-use) |
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Teilindikatoren Kreislauffähigkeit (Zukunft/post-use) |
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* Nach materialspezifischem EoL-Szenario für selektiven Rückbau bzw. üblichen Abbruch inklusive Bewertung der Wirtschaftlichkeit des Rückbaus
** basiert auf dem Material Circularity Indicator (MCI) der Ellen MacArthur Foundation
( ) = die beschriebenen Inhalte in Klammern sind nicht eindeutig oder vollständig zuordenbar bzw. nicht im Betrachtungsumfang enthalten
Die Darstellung in der Tabelle stellt den Versuch einer Einordnung der verschiedenen Methoden hinsichtlich der jeweils betrachteten Lebenszyklusphasen, Betrachtungsebenen und Teilindikatoren dar. Der beschriebene Umfang verdeutlicht die Grenzen der Methoden sowie die Schwerpunkte der Kreislaufführung und Kreislauffähigkeit.
Auf Bundesebene wird zurzeit (Stand November 2023) ein Zirkularitätsindex zur Bewertung der potenziellen Kreislauffähigkeit im Rahmen der Bestrebungen für einen digitalen Gebäuderessourcenpass entwickelt. Da Ergebnisse bzw. Erarbeitungsgrundlagen zu diesen Entwicklungen bisher nur als Entwurf vorliegen und nicht final veröffentlicht worden sind, sind die Informationen zu Bundesinstrumenten in der Tabelle oben unter Vorbehalt zu betrachten.
Weitere Informationen zu den verschiedenen betrachteten Indizes sowie zu weiteren der Entwicklungsrecherche zugrunde liegenden Aktivitäten finden Sie in der Publikation "DGNB Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes für Bauwerke".
Häufig gestellte Fragen
Neben dem DGNB Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes für Bauwerke wurde eine konkrete Methodik für einen spezifischen Zirkularitätsindex entwickelt, der die Ziele des nachhaltigen Bauens der DGNB widerspiegelt. Der Qualitätsstandard erlaubt die Anwendung innerhalb definierter Toleranzbereiche, während der DGNB Zirkularitätsindex ohne Toleranzen und mit fest definierten Gewichtungen der Teilindikatoren bzw. Faktorisierungen der Zirkularitätsklassen ermittelt wird. Unter Beachtung der Regeln des Qualitätsstandards können Zirkularitätsbewertungen für Bauwerke mit begrenzter Flexibilität angewendet werden und sind dennoch vergleichbar.
Die ermittelte kombinierende und aggregierte Zirkularitätsbewertung kann Information darüber geben, wie zirkulär ein betrachtetes Bauwerk ist. Es wird empfohlen, Zirkularitätsklassen oberhalb des Wertes von 0,50 anzustreben, da mit diesen ein positiver Beitrag zur Kreislaufwirtschaft erzielt wird. Als weitere Orientierung zur Einordnung der Ergebnisse kann die Einstufung der Zirkularitätsklassen bei der Bewertung der erreichten Zirkularitätsquoten nach dem Kriterium TEC1.6 Indikator 3.2.1 des DGNB Systems Gebäude Neubau, Version 2023 herangezogen werden. Diese wurden einerseits auf Basis von Auswertungen bisheriger Anwendungen und andererseits in Anlehnung an die Steuerungsinstrumente auf EU-Ebene für die Teilindikatoren Materialherkunft, Bau- und Abbruchabfälle und Materialverwertung(-spotenzial) festgelegt.
Durch die ermöglichte Anwendung und einen offenen Wissensaustausch über die gewonnenen Praxiserfahrungen kann und soll eine einheitliche Sprache zu den Themen Ressourcen und Zirkulärität im Bauen entstehen. Durch eine einheitliche und transparente Methodik soll zudem eine übergeordnete Glaubwürdigkeit erreicht und Vergleichbarkeit geschaffen werden.
Durch eine einheitliche Anwendung können perspektivisch vergleichbare Benchmarks in Zertifizierungs- und Steuerungsinstrumenten definiert werden.
Durch die im DGNB Qualitätsstandard beschriebenen formalen und inhaltlichen Anforderungen, die u.a. eine transparente und öffentlich zugängliche Beschreibung der Methodik fordern, soll die zugrundeliegende Berechnungsmethodik für jedermann nachvollziehbar sein.
Eine individuelle Überprüfung der erstellten Gebäudeenergiepässe und Zirkularitätskennzahlen ist seitens der DGNB derzeit nicht vorgesehen. Im Rahmen von Projektzertifizierungen nach dem DGNB System Gebäude Neubau, Version 2023 erfolgt eine Prüfung anhand der im Kriterium TEC1.6 definierten Anforderungen. Bei Anwendung eines aggregierten Zirkularitätsindex werden diese Anforderungen gemäß Qualitätsstandard anhand der einzureichenden Nachweise qualitativ geprüft.
Im Hinblick auf eine DGNB Zertifizierung wird geprüft, ob ein Anerkennungsverfahren für Tools zur Erstellung von DGNB Gebäuderessourcenpässen entwickelt und bereitgestellt werden soll. Auch mit dem Ziel, die Prüfung zertifizierter Projekte und die Ergebnisse zu vereinheitlichen. In diesem Zuge könnte auch die Bewertung der Kreislauffähigkeit mit dem hier definierten Qualitätsstandard abgeglichen werden.
Nein. Diese sind nicht identisch. Die realisierten Zirkularitätsquoten, die im Kriterium TEC1.6 in Indikator 3.2.1 bewertet werden, stellen eine vereinfachte Berechnung im Vergleich zur aggregierten Zirkularitätsbewertung dar. Bei der Ermittlung der Zirkularitätsquoten werden die 'qualitativ hohen Klassen', also die Zirkularitätsklassen mit positivem Beitrag zur Kreislaufwirtschaft, gesamtheitlich addiert bzw. jeweils zu 100 Prozent mit einbezogen. Bei der Berechnung des DGNB Zirkularitätsindex werden bei der Ermittlung der Zirkularitätsergebnisse der Teilindikatoren die Zirkularitätsklassen jeweils zusätzlich mit einem Bewertungsfaktor faktorisiert.
Ihre Ansprechpersonen
Dr. Anna Braune
Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung
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Projektleiterin Forschungsprojekte
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