"Mit der neuen Auszeichnung will die DGNB Gebäude würdigen, die einen positiven Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten", sagt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. Als klimapositiv gilt ein Gebäude im Sinne der DGNB dann, wenn es durch eine ausgeglichene oder idealerweise negative CO2-Jahresbilanz im Betrieb einen erheblich positiven Beitrag zum Klimaschutz hat.
Konkret werden bei der Bilanzierung die absoluten Treibhausgasemissionen des Gebäudes in dessen Betrieb berechnet – jeweils bezogen auf den Zeitraum von einem Jahr. Dabei wird auf der einen Seite betrachtet, wie viele CO2-Emissionen ein Gebäude über die gelieferte und verbrauchte Energie verursacht. Explizit mit eingerechnet wird bei der DGNB dabei der Nutzerstrom. Von diesem Wert subtrahiert werden die CO2-Emissionen, die das Gebäude gezielt vermeidet – durch den Export von Energie, die am Gebäude erzeugt wird.
Wer in seinem Gebäude auf Ökostrom, Biogas oder Fernwärme mit geringer CO2-Intensität setzt, hat bei der Bilanzierung Vorteile, da diese mit einem wesentlich geringeren CO2-Faktor in die Berechnung eingehen als konventionelle Energieträger. "Allein auf eingekaufte regenerative Energie zu setzen, reicht aber nicht aus, und auch den Zukauf von CO2-Zertifikaten berücksichtigen wir nicht", sagt Christine Lemaitre. "Um klimapositiv im Sinne der DGNB zu sein, gibt es drei Schlüssel: Zum einen eine hohe Energieeffizienz über eine intelligente Gebäudeplanung, den sinnvollen Einsatz von Gebäudetechnik und aufgeklärte Nutzer. Zum Zweiten die Nutzung regenerativer Energiequellen. Und zum Dritten die Einspeisung von selbst produzierter Energie ins Netz."
Erste Gebäude von der DGNB auf der Expo Real 2019 geehrt
Im Rahmen der Immobilien- und Investorenmesse Expo Real in München wurden am 8. Oktober die ersten Projekte von der DGNB als klimapositiv ausgezeichnet. Neben zwei Einfamilienhäusern in Freising und Mühltal ist mit dem Aktiv-Stadthaus in Frankfurt auch ein Geschosswohnungsbau dabei. Von Elobau wurden gleich zwei Projekte prämiert: ein Logistikzentrum in Leutkirch sowie ein Betriebsgebäude mit Produktionshalle und Büros in Probstzella. Das Veranstaltungsgebäude "Langes Haus" in Bad Heilbrunn und die Volksbank-Filiale in Kirchheimbolanden sind genauso unter den ersten als klimapositiv ausgezeichneten Objekten wie zwei ehemalige Preisträger des DGNB Preises für Nachhaltiges Bauen: das Rathaus Freiburg und das Schmuttertal-Gymnasium Diedorf. Als erstes internationales Projekt wird mit der School of Design and Environment in Singapur eine weitere Schule ausgezeichnet. Hinzu kommt das aus zwei Bauteilen bestehende Eisbärhaus in Kirchheim unter Teck. Das 2009 errichtete Wohn- und Geschäftshaus erhielt neben der Klimapositiv-Auszeichnung zusätzlich noch ein DGNB Zertifikat in Platin, auf Grundlage der neuesten Version des DGNB Systems für Gebäude im Betrieb.
Unter www.dgnb.de/klimapositiv gibt es weiterführende Informationen zu allen ausgezeichneten Projekten, darunter auch eine nähere Beschreibung, mit welchen Konzepten, Maßnahmen und Technologien ein klimapositiver Betrieb jeweils ermöglicht wurde.
Auszeichnung "Klimapositiv" ein Jahr gültig
Die neue Auszeichnung der DGNB ist für ein Jahr gültig. Um sich weiter als "Klimapositiv" bezeichnen zu können, müssen die Eigentümer ihre Bilanzdaten für das Folgejahr jeweils neu vorlegen. "Der Energieverbrauch und auch die Menge der selbst produzierten Energie sind keine Fixwerte, sondern unterliegen Schwankungen", erklärt Lemaitre. "Klimapositiv ist also keine Gebäudeeigenschaft, sondern abhängig davon, wie es betrieben wird. Deshalb ist eine regelmäßige Betrachtung und Neubewertung notwendig und sinnvoll."
Da der Beitrag eines Gebäudes zum Klimaschutz ein wichtiger, aber nicht der einzig relevante Faktor im Sinne des nachhaltigen Bauens ist, koppelt die DGNB künftig die Auszeichnung „Klimapositiv" an eine DGNB Zertifizierung für Gebäude im Betrieb. Grundvoraussetzung ist mindestens ein Zertifikat in Silber. "Ein ganzheitlicher Blick auf die vielfältigen Nachhaltigkeitsthemen ist auch im Gebäudebetrieb wichtig", so Lemaitre. "Hierfür ist unser Zertifizierungssystem für Gebäude im Betrieb ein geeignetes Managementtool, das z.B. dabei hilft, eine Immobilienstrategie zu entwickeln, mit der sich auch die Wirtschaftlichkeit und die Nutzerzufriedenheit systematisch verbessern lassen."