Die Zertifizierung ist ein zentrales Element der Tätigkeit der DGNB und dient u.a. als Planungs- und Management-Tool bei den zu zertifizierenden Projekten. Um den vielseitigen Facetten von Nachhaltigkeit gerecht zu werden, berücksichtigt das DGNB System je nach Systemvariante bis zu sechs Themenfelder, in denen verschiedene Kriterien bei einer Zertifizierung erfüllt werden müssen. Das DGNB System ist mittlerweile anwendbar für Neubauprojekte, Sanierungen, den Gebäudebetrieb, Baustellen, Rückbau, Innenräume, Außenräume und Quartiere. Doch wie genau läuft der Zertifizierungsprozess für solche Projekte ab? Welche Experten müssen engagiert werden? Und wann sollten diese bestenfalls eingebunden werden? Um Unklarheiten auszuräumen, wollen wir hier den Zertifizierungsprozess einmal Schritt für Schritt aufzeigen.
Von der Expertensuche bis zum DGNB Zertifikat
Im Prinzip besteht der Zertifizierungsprozess aus drei Phasen:
- Vorbereitung der Zertifizierung
- Vorzertifizierung (optional)
- Zertifizierung
In jeder Phase gibt es Formalitäten zu beachten, welche Absprachen, Verträge und Einreichungen jeweils notwendig sind.
Auftraggebende, beispielsweise Bauherren, Immobilienhalter oder auch Institutionen, können über die Expertensuche der DGNB den für ihr Projekt passenden DGNB Zertifizierungsexperten finden:
- DGNB Auditoren: Neubau (Gebäude und Quartiere) und Sanierung (Gebäude)
- DGNB ESG-Manager: Gebäude im Betrieb
Die DGNB Auditoren haben sich zudem häufig auf bestimmte Nutzungsprofile spezialisiert.
DGNB Consultants dürfen noch nicht eigenständig Projekte zur Zertifizierung begleiten.
Ist der richtige DGNB Experte für das eigene Projekt gefunden, kontaktieren die Auftraggebenden den jeweiligen Experten und vereinbaren ein Erstgespräch. Hier werden wichtige Eckpunkte geklärt. Dazu gehören:
- die angestrebte Auszeichnungsstufe (Silber, Gold, Platin)
- Wird ein Vorzertifikat oder ein Zertifikat angestrebt?
- Projekt-/Leistungsphase, in der sich das Projekt aktuell befindet
Im Anschluss an das Erstgespräch führt der DGNB Zertifizierungsexperte in der Regel einen Pre-Check durch, bei dem eingeschätzt wird, ob das Projekt grundsätzlich zertifizierbar ist und welches Zertifizierungsergebnis nach aktuellen Planungsdaten erwartbar ist. Der Pre-Check umfasst zudem Abstimmungstermine ausgewählter Projektbeteiligter. Am Ende des Pre-Checks werden die Ergebnisse in einem Bericht zusammengefasst.
Das zu zertifizierende Projekt kann nun in der DGNB Systemsoftware angemeldet werden. Hierfür sind die Bruttogrundfläche, der Name der auftraggebenden Person oder Institution und ggf. deren gesetzliche Vertreter sowie die Projektverantwortlichen zu benennen. Die Anmeldung kann neben den DGNB Zertifizierungsexperten grundsätzlich von jeder Person vorgenommen werden. Ein DGNB ESG-Manager bzw. DGNB Auditor ist für diesen Schritt noch nicht zwingend erforderlich. Allerdings muss eine Registrierung der anmeldenden Person in der DGNB System Software erfolgen, sollte diese Person noch nicht registriert sein. Optional können DGNB Zertifizierungsexperten nach Vertragsabschluss (s. Schritt 4) die Projektanmeldung vornehmen.
Achtung: Die Projektanmeldung ist nicht mit der Projekteinreichung zu verwechseln, bei der ein zu zertifizierendes Projekt zur Prüfung bei der DGNB eingereicht wird. Anders als für eine Anmeldung ist für die spätere Einreichung und Nachweisführung zur Zertifizierung ein DGNB Zertifizierungsexperte zwingend notwendig.
Um den Zertifizierungsprozess der DGNB zu durchlaufen, müssen Auftraggebende zwei Verträge abschließen. Einmal mit dem DGNB Zertifizierungsexperten und einmal mit der DGNB. Zwischen Zertifizierungsexperte und DGNB besteht explizit kein Vertragsverhältnis über den Zertifizierungsprozess, um eine größtmögliche Unabhängigkeit des Zertifizierungsexperten zu gewährleisten.
- Vertrag mit dem DGNB Zertifizierungsexperten: Dieser Vertrag regelt Aufgaben, die der Zertifizierungsexperte übernimmt, und entsprechend das Honorar für diese Leistungen. Hierzu gehört ganz zentral, geforderte Unterlagen für eine Nachweisführung zusammenzustellen und einzureichen. Optional aber empfehlenswert ist, DGNB Zertifizierungsexperten bereits in Planungs- und Bauausführungsprozesse als Beratende und zur Steuerung zu Nachhaltigkeitsthemen einzubinden. Zusätzlich können von den Zertifizierungsexperten Fachplanendenleistungen übernommen werden.
- Zertifizierungsvertrag mit DGNB GmbH: Hierin werden die Rollenverteilung, die Vergütung seitens der DGNB, Abläufe und Mitwirkungspflichten geregelt. Damit der Zertifizierungsvertrag erstellt werden kann, muss das zu zertifizierende Projekt zuvor in der DGNB System Software angemeldet worden sein.
Informationen zu den Zertifizierungsgebühren seitens der DGNB finden Sie hier.
Nach erfolgreicher Anmeldung durchläuft das Projekt entsprechend der Vereinbarung zunächst den Prozess der Vorzertifizierung oder direkt den Zertifizierungsprozess. Diesen Prozess begleitet der DGNB Zertifizierungsexperte und erbringt die im Vertrag mit den Auftraggebenden festgehaltenen Leistungen. Außerdem ist der Zertifizierungsexperte in dieser Phase Ansprechperson für sämtliche Zertifizierungsbelange und koordiniert die Projektbeteiligten.
Die vom Zertifizierungsexperten in der System Software eingetragenen Projektdaten und deren Nachweise werden von der DGNB Zertifizierungsstelle im Falle eines angestrebten Vorzertifikats auf ihre Plausibilität geprüft (Plausibilitätsprüfung) und das Vorzertifikat ausgestellt.
An die Vorzertifizierung schließt sich der Prozess zur Zertifizierung an. Optional kann direkt ein Zertifikat angestrebt werden. Hierfür muss das Projekt, bspw. ein Neubau, zunächst fertiggestellt und inbetriebgenommen worden sein. Erst dann kann es für die Prüfung zum Zertifikat eingereicht werden. Diese Prüfung ist die Konformitätsprüfung. Hier kann es ggfs. zu einer zweiten Prüfrunde kommen, in der die Möglichkeit besteht, noch fehlende Nachweise nachzureichen. Anschließend stellt die DGNB ein Zertifikat über die erreichte Auszeichnungsstufe aus.
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Ralf Pimiskern
Abteilungsleiter DGNB Zertifizierung
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