Die Auswahl der Preistragenden bei der DGNB Sustainability Challenge lief in diesem Jahr anders ab als bislang. Die elfköpfige Jury bestimmte neben den Finalisten direkt auch die Gewinner in den Kategorien "Innovation", "Start-up" und "Forschung".
"Die Entscheidung ist uns als Jury enorm schwergefallen", sagt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB und Teil des Auswahlgremiums. "Sämtliche Finalisten haben sich hervorragend präsentiert, weshalb ich alle nur beglückwünschen kann. Sie sind der beste Beleg dafür, dass es in unserer Branche kluge, weit vorausdenkende Menschen gibt, die Nachhaltigkeit mit Innovation zusammenführen können."
Wasserstoffbasierter Stromspeicher picea als Innovation ausgezeichnet
Die Kategorie "Innovation" bei der DGNB Sustainability Challenge 2022 entschied HPS Home Power Solutions aus Berlin für sich. Ausgezeichnet wurde das Unternehmen für picea – den weltweit ersten marktverfügbaren Stromspeicher auf Wasserstoff-Basis für Gebäude. Die an sonnenreichen Tagen erzielten Überschüsse einer Solaranlage werden als grüner Wasserstoff gespeichert und in der dunklen Jahreszeit in Form von Strom und Wärme wieder zur Verfügung gestellt. picea ermöglicht so ganzjährig eine CO2-freie Stromversorgung für Eigenheime.
mygreentop überzeugt mit Dachbegrünung für Schrägdacher
Preisträger in der Kategorie "Start-up" ist mygreentop aus Plettenberg in Nordrhein-Westfalen. Das 2020 gegründete Unternehmen hat eine Lösung zur Begrünung von Schrägdächern entwickelt. Die patentierte Aufdachpflanzpfanne ist sowohl bei Neubauten als auch auf bestehenden Dachflächen einsetzbar. Die mit Sedum-Arten fertig bepflanzten Aufdachpflanzschalen von mygreentop können mit den bereits vorhandenen Dachpfannen ausgetauscht oder als Aufsatz nachgerüstet werden. Sie tragen zur Steigerung der Biodiversität, der Regenwasser-Rückhaltung, der Wärmedämmung im Winter und der Kühlung im Sommer genauso bei wie zur Filterung der Luft und zur Reduktion von Treibhausgasemissionen.
Forschungsprojekt NEWood überzeugt mit neuer Materialklasse mit Pilzmyzel
Der Jurypreis in der Kategorie "Forschung" ging in diesem Jahr an ein Team vom Lehrstuhl für Nachhaltiges Bauen am Karlsruher Institut für Technologie KIT. Sie gewannen mit ihrem Projekt NEWood. Dabei handelt es sich um eine neue Klasse von biobasierten, ressourceneffizienten und CO2-negativen Materialien. Da NEWood vergleichbare Eigenschaften wie MDF- und Spanplatten zeigt, dient es als Ersatz für Holz und Holzwerkstoffe. Die Holzalternative wird ausschließlich aus verfügbaren organischen Abfällen, einschließlich Holz- und landwirtschaftlichen Abfällen entwickelt und unter Verwendung von Pilzmyzel als natürlichem Bindemittel hergestellt.
Publikumspreis für Projekt "Kalkspeicher" vom DLR
Ergänzend wurde über alle Kategorien hinweg ein Publikumspreis bestimmt, dessen Ergebnis sich aus zwei Bestandteilen zusammensetzte. Zum einen gab es in den letzten Wochen eine Online-Abstimmung. Zudem stimmte das Publikum beim DGNB Tag der Nachhaltigkeit vor Ort für seine Favoriten ab. Dort präsentierten sich alle Finalisten nochmals in Kurzvorträgen und an einem eigenen Ausstellungsstand.
Den Publikumspreis konnte eines Forschungsteam des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) für sich entscheiden. Sie wurden prämiert für ihren aus Kalk bestehenden saisonalen Strom-Wärme-Speicher. Basierend auf der chemischen Reaktion von gebranntem Kalk wurde in dem Projekt eine Prototypanlage für die saisonale Speicherung von Energie entwickelt. Mit überschüssigem, erneuerbarem Strom wird dabei gelöschter Kalk gebrannt, der diese Energie über Monate verlustfrei speichern kann. Bei Kontakt mit Wasser wird die Energie wieder freigesetzt. Diese kann beispielsweise zum Heizen von Gebäuden genutzt werden.
Große Themenvielfalt unter den Finalisten
Zu den übrigen Finalisten der DGNB Sustainability 2022 zählten in der Kategorie "Innovation" noch Madaster Germany mit ihrem digitalen Gebäuderessourcenpass, die UNDKRAUSS Bauaktiengesellschaft mit der Klimaplatte MeshClimate sowie Fairventures Worldwide für die Entwicklung eines neuen nachhaltigen Holzbausystems aus Sengon-Leichtholz zum Einsatz in tropischen Klimazonen. Die weiteren Start-ups unter den Finalisten waren alcemy mit ihrer Software zur prädiktiven Qualitätsaussteuerung bei der Herstellung von Zement und Beton sowie TRIQBRIQ und ihr patentiertes, kreislauffähiges Massivholz-Bausystem. In der Kategorie "Forschung" komplettierte das multidisziplinäre SenseLab der Technischen Universität München das Feld der Finalisten.
In der Kategorie "Forschung" vergab die Jury der DGNB Sustainability Challenge zudem zwei Sonderpreise für studentische Projekte. Ausgezeichnet wurden zum einen zwei Masterstudentinnen der Bauhaus-Universität Weimar für ihr Projekt "Materialgeschichten". Den zweiten Preis holte das interdisziplinär zusammengesetzte Team levelup von der Technischen Hochschule Rosenheim mit ihrem Beitrag zum Solar Decathlon Europe 21/22.
Neu zusammengesetzte Jury
In diesem Jahr setzte sich die Jury zusammen aus Dr. Anna Braune (DGNB), Gerhard Breitschaft (Deutsches Institut für Bautechnik), Dominik Campanella (Concular), Prof. Moritz Fleischmann (Hochschule Düsseldorf), Prof. Andrea Klinge (ZRS Architekten), Dr. Christine Lemaitre (DGNB), Martin Prösler (Proesler Kommunikation), Martin Rodeck (EDGE Technologies), Prof. Dr.-Ing. Anja Rosen (Bergische Universität Wuppertal), Prof. Dr.-Ing. Patrick Teuffel (Eindhoven University of Technology), Prof. Meike Weber (Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim).
Mehr Informationen zu allen Preistragenden und Finalisten gibt es online im DGNB Blog unter blog.dgnb.de/dgnb-sustainability-challenge-2022.