„Wir alle wissen um die Dringlichkeit zur Umsetzung von weitreichenden Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz sowie die Schlüsselrolle, die dem Gebäudesektor dabei zukommt“, sagt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Die Version 2023 des DGNB Systems ist eine Antwort darauf. Sie unterstützt Bauherren, Projektentwickler, Architekten und Planende gezielt dabei, die für ihr Projekt individuell beste Lösung im Sinne der Zukunftsfähigkeit zu finden. Dies gilt mit Blick auf die Reduktion von CO2-Emissionen, die Umsetzung einer kreislaufgerechten Bauweise, eine möglichst große Investitionssicherheit sowie ein angemessenes Plus an Aufenthaltsqualität für die Menschen, die die Gebäude nutzen.“
Bei der Weiterentwicklung ihres Zertifizierungssystems für Neubauten in der Version 2023 hat die DGNB insbesondere jene Kriterien überarbeitet, bei denen mehr Ambition zielführend ist. Sämtliche in den Kriterien formulierten Anforderungen aus der vorherigen Version wurden in einem umfangreichen, partizipativen Verfahren unter Mitwirkung zahlreicher Expertinnen und Experten aus allen Bereichen der Bau- und Immobilienwirtschaft optimiert. Dies hat unter anderem zu einer besseren Anwendbarkeit und einer sinnvollen Verschlankung geführt. Bislang separat betrachtete Themen wurden gebündelt und einige nicht mehr erforderliche Indikatoren eliminiert, sodass der Kriterienkatalog ab sofort nur noch 29 statt vormals 37 Kriterien umfasst.
Anpassung der Gewichtung von Themenfeldern und Kriterien
Neu ist die Gewichtung der Themenfelder innerhalb der DGNB Zertifizierung. Die ökologische, ökonomische sowie die soziokulturelle und funktionale Qualität fließen künftig mit jeweils 25 Prozent in die Gesamtbewertung ein – 2,5 Prozent mehr als bisher. Die Kriterien der technischen Qualität (bislang 15 Prozent) sowie der Prozessqualität (bislang 12,5 Prozent) machen dagegen nur noch je zehn Prozent am Zertifizierungsergebnis aus. Die Standortqualität verbleibt bei einem Anteil von fünf Prozent.
„Mit dieser Verschiebung der Gewichtungen innerhalb der Zertifizierung machen wir deutlich, dass es übergeordnet wichtige Themen der ganzheitlichen, lebenszyklusorientierten Nachhaltigkeit gibt, die nicht verhandelbar sind“, sagt Lemaitre. „Wer bei seinem Gebäude deutlich ambitionierter ist in Sachen Klimaschutz, Klimaanpassung, Biodiversität, Ressourcenschutz oder einer nachhaltigen Mobilitätsinfrastruktur, wird entsprechend belohnt.“
Zahlreiche neue Mindestanforderungen für mehr Qualitätssicherung
Deutlich häufiger als zuvor wird in der Version 2023 das Prinzip der Mindestanforderungen in den Kriterien genutzt. Einige müssen erfüllt werden, um die höchste Auszeichnungsstufe Platin erreichen zu können, andere, um überhaupt zertifizierbar zu sein. „Wir schließen damit mögliche Schlupflöcher bei Themen, die von zentraler Bedeutung im Sinne der Nachhaltigkeit sind“, erklärt Lemaitre. Eine solche verpflichtende Anforderung ist beispielsweise die Erstellung eines auf Klimaneutralität ausgerichteten Klimaschutzfahrplans, um bereits in der Planung einen nachhaltigen Gebäudebetrieb sicherzustellen.
Umfangreichere Anpassungen gab es in den Kriterien „Klimaschutz und Energie“ (vormals „Ökobilanz des Gebäudes“) und „Zirkuläres Bauen“ (bislang „Rückbau- und Recyclingfreundlichkeit“). Ebenso gab es einige Veränderungen bei der Barrierefreiheit, dem Mikrostandort, dem thermischen Komfort, der Qualität der Gebäudehülle sowie der geordneten Inbetriebnahme. Als Teil der ökonomischen Qualität gibt es die drei neuen Kriterien „Wertstabilität und Anpassungsfähigkeit“, „Klimaresilienz“ sowie „Dokumentation“. Diese sollen die Zukunftsfähigkeit der Gebäude über den gesamten Lebenszyklus gezielt verbessern.
Synergien mit der EU-Taxonomie, QNG und anderen Systemvarianten der DGNB Zertifizierung
Die optimale Anschlussfähigkeit an andere Bewertungssysteme war eine der zentralen Zielsetzungen bei der Entwicklung der Version 2023. Dies gilt zum Beispiel für die Varianten des DGNB Systems für den Gebäuderückbau, nachhaltige Baustellen sowie für Gebäude im Betrieb. Um die systematische Verfolgung von Nachhaltigkeitsaspekten auch nach der Inbetriebnahme zu fördern, entfallen künftig für alle DGNB-zertifizierten Neubauten die Zertifizierungsgebühren bei der Erstanwendung des DGNB Systems für Gebäude im Betrieb.
Auch die Anforderungen von QNG, der EU-Taxonomie und des EU-Berichtsrahmens Level(s) wurden so berücksichtigt, dass keine unnötigen, parallelen Dokumentationsaufwände anfallen. Wer künftig eine ESG-Verifikation für die EU-Taxonomie durchführen möchte, kann dies problemlos im Rahmen der Neubauzertifizierung machen.
Anmeldung ab dem 1. Juli 2023 möglich, Übergangsfrist für bisherige Systemversion
Der komplette Kriterienkatalog der Version 2023 des DGNB Systems für Neubauten kann kostenlos unter www.dgnb.de/version2023 angefordert werden. Dort finden sich auch sämtliche weiterführenden Infomationen, die eine Zertifizierung unterstützen. Zu QNG und der EU-Taxonomie bietet die DGNB beispielsweise eigene Systemabgleich-Dokumente an, in denen der Zusammenhang zwischen den Kritierien der Version 2023 und den jeweiligen Systemen im Detail aufgezeigt wird.
Wer sein Projekt für eine Zertifizierung auf Grundlage der Version 2023 durchführen möchte, kann die entsprechende Anmeldung ab dem 1. Juli 2023 vornehmen. Bereits angemeldete Projekte können ein Upgrade vornehmen. Eine Projektanmeldung auf die bisherige Version 2018 ist noch bis zum 30. November 2023 möglich. Die Zertifizierungsgebühren sind für beide Varianten dieselben.
Anwendbar ist die Version 2023 für Bildungsbauten, Büro- und Verwaltungsgebäude, Geschäftshäuser, Gesundheitsbauten, Hotels, Logistikimmobilien, Produktionsstätten, Shoppingcenter, Verbrauchermärkte, Versammlungsstätten, Wohngebäude mit mehr als sechs Wohneinheiten sowie mischgenutzte Gebäude.
Kostenlose Infoseminare zur Vorstellung der Version 2023
Für alle, die mehr zur Version 2023 wissen möchten, bietet die DGNB zwei digitale Infoseminare an. Diese finden am 27. April um 11 Uhr sowie 11. Mai um 10 Uhr statt. Eine Anmeldung ist über die Website der DGNB kostenlos möglich.
„Herzlich bedanken möchten wir uns bei allen, die sich ehrenamtlich mit enormer Expertise und unermüdlichem Engagement bei der Weiterentwicklung unseres Zertifizierungssystems eingebracht haben, um das nachhaltige Bauen weiter zu stärken“, sagt Lemaitre. „Gemeinsam wünschen wir uns, dass die Version 2023 des DGNB Systems schnell eine breite Anwendung findet, damit wir die Potenziale unserer Branche für Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausschöpfen können – so gut und so schnell es geht.“