Den CO2-Ausstoß und das Abfallaufkommen reduzieren, den Energie- und Wasserverbrauch senken, damit letztlich die Betriebskosten minimieren und gleichzeitig die Nutzerzufriedenheit erhöhen: All dies ist möglich, wenn ein Gebäude konsequent nach Nachhaltigkeitsprinzipien betrieben wird. Der Schlüssel zu einem nachhaltigen Gebäudebetrieb liegt im richtigen Management – angefangen mit der Definition konkreter, messbarer Ziele und der Umsetzung sinnvoller Maßnahmen, die genau auf diese Ziele einzahlen. Hinzu kommen ein Erfolgscontrolling und die abschließende Bewertung als Ausgangspunkt für weitere Optimierungsinitiativen.
Was theoretisch klingt, wird mit dem neuen DGNB Zertifikat für Gebäude im Betrieb praktisch anwendbar – einfach, schnell und ohne große Zusatzkosten. Das Zertifikat etabliert nachhaltigkeitsorientierte Prozesse und zeigt praktische Hilfestellungen für kontinuierliche Verbesserungen auf. Dabei soll die eigene Performance an aktuellen und ambitionierten Performancezielen gemessen sowie relevante, risikominimierende und zukunftsorientierte Optimierungen angestoßen und umgesetzt werden.
Wie bei den bekannten Zertifizierungssystemen der DGNB werden auch beim Zertifikat für Gebäude im Betrieb neben den drei klassischen Nachhaltigkeitsqualitäten Ökologie, Ökonomie und Soziales noch technische sowie prozessuale Aspekte berücksichtigt. Beim Zertifikat für Gebäude im Betrieb fließen dabei die Kriterien der Prozessqualität stärker mit in die Gesamtbewertung ein, was den Management-Ansatz des Systems unterstreicht.
„Uns geht es darum, die Art und Weise, wie wir mit unseren Gebäuden umgehen, signifikant zu verbessern“, erklärt DGNB Präsident Prof. Alexander Rudolphi. „Das neue Zertifikat für Gebäude im Betrieb leistet hier eine wertvolle Hilfestellung, indem es Anforderungen an Betreiber, Gebäude und Nutzer stellt, die tatsächliche Möglichkeiten zur Beeinflussbarkeit und Verbesserung aufzeigen.“
Schlankes, anwendungsfreundliches System mit neun Kriterien
Insgesamt umfasst das DGNB Zertifikat für Gebäude im Betrieb neun Kriterien, womit es deutlich schlanker ist, als die übrigen Zertifizierungssysteme der DGNB, die im Schnitt rund 40 Kriterien abdecken.
- „Strategie und Kommunikation“ adressiert die Themen Nachhaltigkeitsstrategie, Nachhaltigkeitsreporting, Umweltmanagement und Betreiberzertifikate, Nachhaltigkeitsleitfaden, Anreizsystem sowie Green Lease.
- „Gebäudemanagement“ befasst sich mit der Immobilienstrategie, dem Prozessmanagement, der Dokumentation und den Anforderungen an das im Gebäudemanagement eingesetzte Personal.
- „Ressourceneffizienz“ bewertet zusammengefasst die Aspekte Energieeffizienz, Treibhausgasemissionen, Wassereffizienz und Abfallaufkommen.
- „Beschaffung“ beschäftigt sich mit dem Umwelt- und Gesundheitsschutz bei Ausbau und Instandsetzungsmaßnahmen, der Beschaffung von Verbrauchsgütern, der Reinigung sowie der Lieferanten- und Dienstleisterauswahl.
- „Werterhalt und Betriebskosten“ fragt nach der Marktfähigkeit des Gebäudes, gemessen am Vermietungsgrad, sowie der Wirtschaftlichkeit im Betrieb, näher aufgeschlüsselt über ein Betriebskostenmonitoring und Benchmarking, der Budgetierung von Instandhaltungskosten sowie dem Gewährleistungsmanagement.
- „Nutzerzufriedenheit“ beleuchtet den Umfang und die Ergebnisse von Nutzerzufriedenheitsanalysen mit dem Fokus auf Komfortanforderungen sowie das Beschwerdemanagement.
- „Soziokulturelle Angebote“ fasst eine ganze Reihe von Themen zusammen. Hierzu gehören die Familienfreundlichkeit, die Gesundheitsförderung, seniorengerechte Angebote, die Integration von Menschen mit Behinderung sowie eine kommunikationsfördernde Aufenthaltsqualität.
- „Sicherheit und Betreiberpflichten“ spricht die Themen Not- und Brandfälle, die Verkehrssicherungspflicht und das subjektive Sicherheitsempfinden an.
- „Mobilitätsangebote“ betrachtet die Infrastruktur für Verkehrsträger, das Thema Elektromobilität sowie den Benutzerkomfort im Gebäude.
Zertifikat in der Erstanwendungsphase
„Übergeordnete Nachhaltigkeitsziele wie der Klimaschutz, Ressourcenverfügbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Lebensqualität sind es, die die DGNB seit jeher vorantreibt“, erklärt Rudolphi die Motivation hinter der Veröffentlichung des neuen Zertifikats. „Das Erreichen dieser Ziele ist jedoch nur durch einen konsequenten Wandel im Umgang mit dem Gebäudebestand möglich. Wir sehen einen besonders wichtigen Hebel in der Optimierung der Art, wie Gebäude heute und in Zukunft betrieben werden.“
Derzeit befindet sich das DGNB Zertifikat für Gebäude im Betrieb in der sogenannten Erstanwendungsphase, in der das System mit den dazugehörigen Kriterien und Gewichtungen an konkreten Projekten zunächst getestet wird. Dabei erfolgt unter Hinzuziehung zahlreicher relevanter Marktteilnehmer eine Evaluation der Version in der Erstanwendungsphase, bevor eine finale Marktversion des Zertifikats veröffentlicht wird. Dies ist für den Sommer 2016 geplant.
Analog zu den bestehenden Vorzertifikaten und Zertifikaten wird es Auszeichnungen in den Stufen Platin, Gold und Silber geben. Ergänzt wird dies wie bei einer Bestandszertifizierung um ein Zertifikat in Bronze, für den ein Erfüllungsgrad von 35 Prozent benötigt wird. Die Zertifizierungsgebühren variieren je nachdem, um welchen Gebäudetyp es sich handelt. DGNB Mitglieder erhalten zusätzlich einen Rabatt. Für die Version in der Erstanwendung liegen die Gebühren zwischen 1.600 und 2.600 Euro.
Um ein Zertifikat für Gebäude im Betrieb zu behalten, ist darüber hinaus eine regelmäßige Rezertifizierung notwendig. Diese erfolgt spätestens drei Jahre nach der letzten Zertifizierung, wobei der Umfang für diese Rezertifizierung – zeitlich im Sinne der Dokumentationsanforderungen und finanziell über die Zertifizierungsgebühren – deutlich geringer ausfällt als bei der Erstzertifizierung. Hier liegen die Kosten zwischen 750 und 1.600 Euro, abhängig davon ob bis zum Zeitpunkt der Rezertifizierung bauliche Änderungen am Gebäude vorgenommen wurden.