Laut einer Erhebung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) betrug das Bauvolumen in Deutschland im Jahr 2012 rund 260 Milliarden Euro. Beim Wohnungsbau betrafen dabei 75 Prozent der Baumaßnahmen den Gebäudebestand, also Umbauten oder Sanierungen. Bei Industrie- und Gewerbebauten ist das Verhältnis ähnlich und das seit Jahren. Grund genug, den Fokus bei der Nachhaltigkeitsbetrachtung verstärkt auf die bereits gebaute Umwelt zu legen. Auf der diesjährigen Expo Real in München informiert die DGNB über ihre Strategie für den Gebäudebestand.
DGNB präsentiert Online-Tool zur Bestandsanalyse
Für Eigentümer, Investoren und Betreiber zahlt sich ein Bestandszertifikat aus: Durch Optimierung des Qualitäts- und Prozessmanagements sinken die Versicherungsprämien und Finanzierungskosten von Refurbishment-Maßnahmen. Gleichzeitig ist die Bestandszertifizierung ein Werkzeug zur Steigerung der Mieterträge, sowohl durch reduzierte Betriebskosten infolge von Modernisierungsmaßnahmen, als auch durch geringere Leerstände und eine gesteigerte Nachfrage, da die Qualität des Gebäudes auch für Nutzer nachvollziehbar wird. Um zukünftig schneller zu einer Einschätzung des Zustands eines Bestandsgebäudes und dessen Zertifizierbarkeit zu gelangen, entwickelt die DGNB derzeit ein Online-Tool zur Bestandsanalyse. Abgefragt werden Basisinformationen, wie Baujahr und Renovierungsstand, sowie Kennzahlen zur ökologischen, ökonomischen, soziokulturellen, funktionalen, technischen und prozessualen Qualität eines Gebäudes. Da die Bestandsanalyse ohne einen DGNB Auditor durchgeführt werden kann, ist sie besonders für Besitzer und Betreiber von Interesse, die eine erste Einschätzung zum Zertifizierungspotential ihrer Gebäude wünschen. Die Ergebnisse können später in den Zertifizierungsprozess überführt werden. Derzeit befindet sich das Online-Tool in der Beta-Version.
Das DGNB Bestandszertifikat
Neben dem bereits im Markt befindlichen Bestandszertifikat für Büro- und Verwaltungsgebäude entwickelt die DGNB derzeit das Bestandszertifikat für Handelsbauten weiter. Dabei ist der Umfang der Bewertungskriterien bei einer DGNB Zertifizierung im Gebäudebestand im Vergleich zu einer Neubau-Zertifizierung wesentlich geringer. Darüber hinaus ist die Nachweisführung im Bestand durch Verbrauchdaten und eine Schadstoffbegehung wesentlich vereinfacht. Besitzer und Betreiber von Bestandsbauten haben mit dem DGNB Bestandszertifikat also die Möglichkeit, eine Auszeichnung zu erhalten, welche die Leistungsdaten und damit auch die Betriebskosten ihres Gebäudes auf Basis realer Zahlen transparent ausweist. Neben den bewährten Zertifizierungen in Gold, Silber und Bronze ist für Bestandsgebäude zudem als Einstiegsstufe die Bewertung „DGNB zertifiziert“ möglich. Dadurch ist die Zertifizierung auch für ältere Gebäude realisierbar.
Am Montag, 06. Oktober, erörtert die DGNB auf der Expo Real 2014 im Rahmen des Vortragsprogramm am eigenen Messestand welche Themen im Rahmen einer Nachhaltigkeitsbetrachtung von Bestandsimmobilien adressiert werden müssen, wie sie messbar gemacht werden können und welche Lösungen die DGNB selbst dafür anbietet.
Eine Vortragsreihe auf dem von DGNB und BAK mitorganisierten „Planning & Partnership Forum“ in Halle A2, Stand 040, geht am Dienstag, 07. Oktober, der Bedeutung und aktuellen Entwicklung von Bestands- und Portfoliozertifizierungen nach. Im Rahmen der DGNB Zertifikatsverleihungen werden zudem mehrere Projekte mit dem DGNB Bestandszertifikat ausgezeichnet.
Gestalterische Qualität im DGNB System
Bei der kontinuierlichen Weiterentwicklung ihres Zertifizierungssystems setzt die DGNB auf den gemeinschaftlichen Dialog mit interessierten Akteuren der Bau- und Immobilienbranche. So steht neben dem Gebäudebestand derzeit auch das Thema gestalterische Qualität und Nachhaltigkeit im Fokus der Debatte. Beides in Einklang zu bringen ist ein wichtiges Thema, weshalb die DGNB bei einer Gebäudezertifizierung bislang die gestalterische Qualität über einige Kriterien in die Gesamtbewertung mit einfließen lässt. Als besondere Herausforderung hat sich dabei die Messbarkeit und Vergleichbarkeit dieser Kriterien erwiesen. In der Weiterentwicklung des Zertifikats in der Version 2015 setzt die DGNB deshalb auf die kooperative Zusammenarbeit mit der Bundesarchitektenkammer (BAK), dem Bund Deutscher Architekten (BDA) und der Bundesstiftung Baukultur: Ziel ist es, die gestalterische Qualität von Gebäuden künftig stärker auf prozessualem Wege zu beurteilen, etwa über Architekturwettbewerbe und -preise.
Auf der Expo Real gehen gleich zwei Diskussionsrunden mit Teilnahme der DGNB auf die Thematik ein: Am Dienstag, 07. Oktober, eine Diskussionsrunde unter dem Titel „Gestalterische Qualität und Baukultur im Kontext mit Nachhaltigkeitszertifizierung“ und am Mittwoch, 08. Oktober, die Gesprächsrunde „Baukultur und Nachhaltigkeit – wie geht das zusammen?“ an der auch Bundesumweltministerien Dr. Barbara Hendricks teilnehmen wird.
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Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.
Die DGNB ist die zentrale Wissensplattform im Bereich nachhaltigen Bauens. Zur Förderung nachhaltigen Bauens hat die Non-Profit-Organisation ein Zertifizierungssystem zur Bewertung besonders umweltfreundlicher, ressourcensparender, wirtschaftlich effizienter und für den Nutzerkomfort optimierter Gebäude und Quartiere entwickelt – das DGNB Zertifikat. Die DGNB zählt rund 1.200 Mitgliedsunternehmen aus allen Bereichen der Bau- und Immobilienwirtschaft in Deutschland. Ein Netzwerk aus Partnerorganisationen in vielen Ländern sorgt für die internationale Adaptation und Anwendung des Zertifizierungssystems.
Abdruck frei – Belegexemplar an Pressestelle erbeten
Absender:
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Tübinger Straße 43 | 70178 Stuttgart
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