Tübingen/Stuttgart, im Februar 2010.
Mit einem Vorzertifikat lassen sich Gebäude bereits in der Planungs- oder Bauphase unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit für den Markt auszeichnen. „Dieses Vorgehen hat mehrere große Vorteile,“ betont Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. Zunächst bringt die vom DGNB Zertifizierungssystem geforderte Integrale Planung alle Beteiligten zu einem möglichst frühen Zeitpunkt an einen Tisch. So werden Interessen und Kompetenzen gebündelt, um gemeinsam die beste Lösung zu entwickeln – sei es für technische, ökologische oder ökonomische Aufgabenstellungen.
Effiziente Lösungen entwickeln
Erleichtert wird die Lösungsfindung durch den DGNB Kriterienkatalog und durch Instrumente wie die DGNB Software. Diese verdeutlicht in bestechend klarer Weise, wie sich einzelne Aspekte eines Bauvorhabens beeinflussen und in wechselseitiger Abhängigkeit stehen. Ein Beispiel ist der Zusammenhang zwischen der Auslegung von Fassaden und Technischer Gebäudeausrüstung. Hier fördert die systematische Herangehensweise im Rahmen einer DGNB Vorzertifizierung, alle wichtigen Aspekte im Blick zu behalten und wechselseitige Abhängigkeiten optimal ausbalancieren zu können. Dies betrifft unter anderem die Energiebilanz – etwa mit dem Ausgleich von maximaler Tageslichtnutzung und minimaler Kühlung in großflächig verglasten Gebäuden. Andererseits berührt die Fassade entscheidend den thermischen und visuellen Komforts des Nutzers und seine Möglichkeiten, auf die Arbeitsumgebung steuernd Einfluss zu nehmen.
Dieses systematische Vorgehen, bei dem zum frühen Zeitpunkt unterschiedliche Modelle und Lösungsvarianten durchgespielt werden, fördert innovative und effiziente Konzepte. Hier zeigt sich auch ein großer Vorteil des DGNB Systems gegenüber anderen Rating-Instrumenten für nachhaltiges Bauen: Im Mittelpunkt des DGNB Systems stehen nicht einzelne Maßnahmen, die bewertet werden. Stattdessen geht es um das Erreichen von Zielwerten als Merkmale der Leistungsfähigkeit des Gesamtgebäudes.
Marketingvorteile nutzen
Ein weiterer Vorteil des Vorzertifikats zeigt sich im Marketing. Kontinuierlich wächst der Markt für so genannte grüne und vor allem für nachhaltige Immobilien. „Unsere Erfahrung ist, dass internationale Investoren, Investmentfonds, Lebensversicherungen und Pensionskassen, aber auch ethisch orientierte Privatanleger und Non-Profit-Organisationen als Investoren nachhaltige Immobilien weltweit zunehmend nachfragen,“ beschreibt Hermann Horster, stellvertretender Vorsitzender des DGNB Immobilienbeirates. Diese Investoren orientieren sich an einem aussagefähigen Zertifikat, das ihnen die Qualität eines Gebäudes transparent und gut nachvollziehbar aufschlüsselt. Hier punktet das DGNB Vorzertifikat. Bereits in der Planungs- oder Bauphase dokumentiert es die hohe Qualität einer Immobilie.
Risikomanagement optimieren
Für Investoren zählt neben einer ethischen Motivation nach Kriterien des Socially Responsible Investment (SRI) insbesondere die ökonomische Performance eines Gebäudes. Hier zeigt die Praxis, dass sich nachhaltige Immobilien in der Regel besser vermieten und verkaufen lassen. Damit kommt ein weiterer Vorteil des DGNB Vorzertifikats für Investoren zum Tragen. Mit der begehrten Auszeichnung sinkt ihr Leerstandrisiko. Dazu kommt, dass gut vermietete Immobilien attraktiver für Käufer sind. Das DGNB Vorzertifikat ist somit ein klares Orientierungssignal am Markt und ein Beitrag zum Risikomanagement von Investoren.
„Vor diesem Hintergrund schätzen viele Investoren die überschaubaren Mehrkosten für ein nachhaltiges Gebäude realistisch ein,“ betont Hermann Horster. „Nach unseren Recherchen lagen die durchschnittlichen Kosten von abgerechneten Gebäuden mit einem DGNB Zertifikat nicht höher als der Durchschnitt von nach BKI* abgerechneten Gebäuden mit mittlerem bzw. hohem Standard.“
Diese Zahlen relativieren Diskussionen über Mehrkosten des nachhaltigen Bauens und verweisen auf das große Potenzial eines freiwilligen Anreizsystems. „Das zentrale Anliegen der DGNB ist, dass die gebaute Umwelt langfristig unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit optimiert wird,“ erklärt Dr. Christine Lemaitre. „Diesem Ziel dient gerade das Vorzertifikat, und wir sind unserem Anliegen mittlerweile ein gutes Stück näher gekommen – sowohl was die Anzahl der zertifizierten Gebäude anbelangt als auch die öffentliche Diskussion über nachhaltiges Bauen.“
* BKI: Baukosteninformationszentrum Deutscher Architektenkammern; Angaben bezogen auf die Kostengruppen 300 und 400.
Weitere Informationen
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
Kronprinzstraße 11
D-70173 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711 72 23 22-0
Fax : +49 (0)711 72 23 22-99
Mail: info@dgnb.de
www.dgnb.de