Der Bedarf an Klimakälte wird global in großem Umfang in den kommenden Jahrzehnten ansteigen. Neben dem Klimawandel und der Erderwärmung spielen hier viele weitere Faktoren eine Rolle. Dazu zählen die fortschreitende Digitalisierung und die damit verbundene Notwendigkeit einer Kühlung der Computertechnik und Serverräume. Ein anderer Faktor ist die veränderte Bauweise mit zunehmend verglasten Gebäuden auch in heißen Regionen, aber auch die sich verändernden Anforderungen der Nutzer. Problematisch ist dies nicht nur aus Sicht der damit verbundenen Steigerung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen. Im Großteil der heute bestehenden Kälteanlagen werden noch klimaschädliche Kältemittel verwendet.
Um dem entgegenzuwirken, wurde bereits 2015 in einer verschärften Form die sogenannte F-Gas-Verordnung erlassen. Diese sieht vor, dass bis zum Jahr 2030 die Menge der CO2-Äquivalente von HFKW schrittweise um rund 80 Prozent beschränkt wird. Schon in diesem Jahr standen am Markt nur noch 63 Prozent der Ausgangsmenge zur Verfügung. Der Effekt: Eine Verteuerung, die in Zukunft weiter zunehmen wird, und die Notwendigkeit für die Nutzer, ihre Anlagen noch vor dem Ende der eigentlichen Lebensdauer austauschen zu müssen, wenn diese nicht mehr gewartet werden können oder die Betriebsmittel zur Nachfüllung nicht mehr verfügbar sind.
Lösungsansätze: passive Kühlung und natürliche Kältemittel
Beim Thema Kältemittel sind wir an einem Wendepunkt angekommen: Entweder werden von der Industrie neue, heute noch nicht verfügbare Alternativlösungen entwickelt, oder natürliche Kältemittel wie CO2, Propan oder Wasser kommen wieder vermehrt zum Einsatz. Die DGNB geht in ihrer Veröffentlichung auf die spezifischen Vor- und Nachteile der verschiedenen natürlichen Kältemittel ein und benennt zudem eine Reihe von neuen Lösungen. Insbesondere regt die Publikation Bauherren und Planer dazu an, sich im ersten Schritt über Möglichkeiten für eine passive Kühlung in Gebäuden intensiv Gedanken zu machen. Hierbei geht es um Maßnahmen wie Verschattung, eine angemessene Wärmedämmung, angemessene Fensterflächen oder die Reduzierung interner Lasten von Elektrogeräten und Beleuchtung.
Die Nutzung passiver Systeme belohnt die DGNB im Rahmen der Gebäudezertifizierung im Kriterium „Einsatz und Integration von Gebäudetechnik". Darüber hinaus werden Kältemittel noch in drei weiteren Kriterien adressiert: Die „Ökobilanz des Gebäudes", „Risiken für die lokale Umwelt" und „Gebäudebezogene Kosten über den Lebenszyklus". Bei letzterem wird beispielsweise eine Analyse des Einsatzes von Kältemitteln sowie der möglichen Um- und Nachrüstungskosten empfohlen.
„Die Kälte- und Klimabranche steht vor einem Umbruch", sagt mit Dr. Anna Braune, Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung bei der DGNB, eine der Autorinnen des Reports zusammenfassend. „Weiterhin auf klimaschädliche Kältemittel zu setzen, ist keine Option. Es braucht umweltfreundliche und zukunftssichere Methoden, Gebäude thermisch komfortabel zu betreiben." Anregungen, wie dies aussehen kann, zeigt der DGNB Report „Kostenfalle Kältemittel", der kostenfrei unter www.dgnb.de/reports heruntergeladen werden kann.