Übergeordnete Ziele für 2030
Der weltweite Ressourcenverbrauch überschreitet die Belastungsgrenzen unserer Erde um das Dreifache. Europaweit ist die bauliche Umwelt für ca. die Hälfte der gesamten Rohstoffgewinnung und über 35 Prozent des gesamten Abfallaufkommens in der EU verantwortlich. In Deutschland betrugen im Jahr 2021 die Bau- und Abbruchabfälle laut des Statistischen Bundesamtes sogar mehr als 50 Prozent des nationalen Abfallaufkommens. Viele der Materialien aus dem Abfallaufkommen können recycelt oder wiederverwendet werden, wodurch großes Potenzial besteht, die unterschiedlichen nationalen Wiederverwendungs- und Recyclingquoten der EU-Mitgliedstaaten positiv zu beeinflussen. Zusätzlich verursacht das Baugewerbe durch die Treibhausgasemissionen aus der Rohstoffgewinnung, der Herstellung von Bauprodukten sowie dem Bau und der Renovierung von Gebäuden 5 bis 12 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen. Durch eine hohe Materialeffizienz besteht das Potenzial, 80 Prozent dieser Emissionen einzusparen.
Die Vision für 2030 des Neuen europäischen Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft ist, das Wirtschaftswachstum von der Nutzung endlicher Ressourcen zu entkoppeln und der Abbau von erneuerbaren Ressourcen zu verringern. Dafür hat sich Deutschland im Ressourceneffizienzprogramm III zum Ziel gesetzt, die Gesamtrohstoffproduktivität jährlich um durchschnittlich 1,5 Prozent bis zum Jahr 2030 zu steigern, den Rohstoffkonsum zu senken und die Sekundärrohstoffrate zu erhöhen. Im Jahr 2050 soll das Wirtschaftswachstum laut dem neuen europäischen Aktionsplan unabhängig von der Ressourcennutzung sein. Der Aktionsplan enthält miteinander verknüpfte Initiativen, die einen starken Rahmen für eine nachhaltige Produktpolitik, die Veränderung der Verbrauchsmuster, die Förderung von Abfallvermeidung und die Stärkung des Kreislaufprinzips fordern. Im Rahmen der nachhaltigen Produktpolitik werden zentrale Produktionswertschöpfungsketten wie die Bau- und Gebäudewirtschaft angesprochen und sowohl das Design nachhaltiger Produkte als auch die Produktionsprozesse behandelt. Daraus folgen die Ziele einer Reduktion des konsumbedingten Materialfußabdrucks, einer Verdopplung des Anteils kreislauforientierter verwendeter Materialien sowie einer Halbierung der Restsiedlungsabfälle bis 2030.
Unsere Zielstellungen
9.1 Wertschätzung des Bestehenden
Gebäudebestand bleibt weitestgehend erhalten oder dient, wenn Rückbau unvermeidbar ist, als standortnah genutzte Bauteil- und Materialquelle.
9.2 Minimierter Ressourcenverbrauch
Übergeordneten Zirkularitätszielen folgend, wird der Verbrauch von Ressourcen für Maßnahmen an Gebäuden oder ihren Außenflächen über den gesamten Lebenszyklus hinweg nachweislich minimiert.
9.3 Ressourcen aus Kreisläufen
Die für Modernisierungs-, Umbau-, Sanierungs- oder Neubaumaßnahmen eingesetzten Ressourcen entstammen zu mindestens der Hälfte entweder aus verlustfreien und aufwandsminimierten Kreislauf-wirtschaftsprozessen oder aus regenerativen Primärrohstoffquellen mit nachweislich fairen und umweltfreundlichen Lieferketten.
9.4 Abfallfreies Wirtschaften
Bei der Herstellung von Bauteilen, Produkten oder Werkstoffen sowie bei Prozessen auf den Baustellen, während der Nutzung und bei der Instandhaltung von Gebäuden wird abfallfrei gewirtschaftet.
9.5 Kreislauffähige Gebäude als Bauteil- und Wertstoffminen
Gebäude können einfach um- oder rückgebaut werden und sämtliche Bauteile und Materialien sind zum Aufbau „urbaner Minen“ in adäquater Form dokumentiert und können hochwertigen zirkulären Nachnutzungsprozessen zugeführt werden.
DGNB System Zukunftsprojekt, Version 2030
Ihre Ansprechperson
Dr. Anna Braune
Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung
- Tel.: +49-711-722322-67
- E-Mail: A.BRAUNE@DGNB.DE