Strategisches Ziel 1

Emissionen des Energieverbrauchs eliminieren und mit erneuerbaren Energien positiven Beitrag zur Energiewende leisten

 

Das übergeordnete strategische Ziel, den Energieverbrauch von Gebäuden emissionsfrei mit erneuerbaren Energieträgern zu decken, ist Stand 2024 in weiter Ferne. In den fünf Unterzielen Transparenz, Effizienz, Erneuerbare Energien, Energieproduktion und Speicherung sowie Kapazitäten, die als Etappenziele für 2025 definiert wurden, sind wir teilweise bereits auf einem guten Weg, teilweise hingegen nicht. Wichtige Weichen müssen jetzt von der Politik gestellt werden, damit Eigentümerinnen und Eigentümer in Effizienz und Erneuerbare Energien investieren.

Für das Unterziel "Transparenz" fehlt es zum Beispiel bislang noch immer an der genaueren Kenntnis des Energieverbrauchs des Gebäudebestandes und der Sammlung dieser Informationen in einer zentralen, für Auswertungen nutzbaren Datenbank, wie sie in anderen Europäischen Ländern bereits etabliert ist. In den Unterzielen "Effizienz" und "Erneuerbare Energien" sind im Neubau und bei Sanierungen mit der Festlegung höherer Energieeffizienzanforderungen und dem verpflichtenden Einsatz erneuerbarer Energieträger im revisionierten Gebäudeenergiegesetz zwei wichtige Etappenziele erreicht. Eine Entwicklung hin zu einer auf den gesamten Gebäudebestand bezogenen rationelleren Energienutzung und einem stärkeren Einsatz von erneuerbaren Energieträgern, insbesondere für die Raumwärme, ist jedoch Stand 2024 noch nicht erkennbar. Im Unterziel der Energieproduktion zeigt sich, besonders durch die in zehn Bundesländern eingeführte Solarpflicht bei bestimmten Bautätigkeiten und dem starken Zuwachs von sog. "Balkonkraftwerken", dass sich die kurz- und langfristigen Ziele auf relativ gutem Wege befinden. Für das mittelfristig zu erreichende Unterziel, versorgungstechnische, industrielle und personelle Kapazitäten zu sichern, ist jedoch bislang lediglich eine größere Anzahl von klimaschutzorientierten Planungswerkzeugen und eine gestiegene Nachfrage nach Fachkompetenzaufbau zu beobachten.


Bewertungssymbole und ihre Bedeutung

Bei Fortsetzung der Entwicklung würde das Ziel erreicht werden.
Bei Fortsetzung der Entwicklung würde das Ziel voraussichtlich leicht verfehlt werden.
Der Indikator entwickelt sich zwar in die gewünschte Richtung auf das Ziel zu, bei Fortsetzung der Entwicklung würde das Ziel im Zieljahr aber relativ stark verfehlt werden.
Der Abstand zum Ziel ist konstant hoch oder vergrößert sich. Der Indikator entwickelt sich nicht in die gewünschte Richtung.


Zielbild "Transparenz":

Es besteht eine nahezu komplette Kenntnis über aktuelle reale Verbräuche und Energiebedarfe des Gebäudebestands sowie der resultierenden Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen). Für die Gebäude sind Umfang, Art und potenzielle Zeitpunkte für geplante Sanierungen ausreichend genau bekannt und beschrieben. Diese Informationen werden in einer zentral verwalteten und bedarfsgerecht zugänglichen Datenbank gesammelt und für eine vorausschauende Festlegung von Ordnungs-, Steuer- und Förderpolitik sowie für die Planung des Aufbaus erforderlicher versorgungstechnischer, industrieller und personeller Kapazitäten ausgewertet.

Indikator | Transparenz über Energieverbräuche und Energiebedarfe sowie die resultierenden THG-Emissionen des Gebäudebetriebs (inkl. Kältemittel)

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Nahezu vollständig (unter Verwendung von Näherungswerten) für den gesamten Gebäudebestand.Derzeit wird mit der Verpflichtung für die Kommunale Wärmeplanung ein Plan des Energieverbrauchs und der -herstellung erstellt.  Die Daten hierfür stammen bisher aus verschiedenen Quellen wie beispielsweise von Schornsteinfegerbetrieben oder Energieversorgern. Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern müssen bis Ende Juni 2026 eine vollständige Wärmeplanung vorlegen, Gemeinden unter 100.000 Einwohnern bis Ende Juni 2028.Gebäubebetreibende, Bauherr- und Eigentümerschaft, Kommune bzw. Stadt, Bundes- und Landespolitik

Handlungsempfehlung:

Gebäude- und Wohnungsregister sowie Kommunale Wärmeplanung umsetzen, öffentlich zugänglich machen und beschleunigen. Gebäudedatenbank gemäß der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) umgehend umsetzen.

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:

Indikator | Aufbau einer zentralen Gebäudedatenbank und Schaffung von Grundlagen für mehr Transparenz

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Datenbank ist einsatzbereit.Beim Bundesministerium des Inneren und für Heimat wird über ein Gebäude- und Wohnungsregister beraten. Zuverlässige Angaben darüber, wann dieses Register umgesetzt werden soll, liegen jedoch nicht vor. Mit der Einführung der überarbeiteten EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) ist eine nationale Gebäudedatenbank verpflichtend einzuführen.Gebäubebetreibende, Bauherr- und Eigentümerschaft, Kommune bzw. Stadt, Bundes- und Landespolitik

Handlungsempfehlung:

Gebäude- und Wohnungsregister sowie Kommunale Wärmeplanung umsetzen, öffentlich zugänglich machen und beschleunigen. Gebäudedatenbank gemäß EPBD umgehend umsetzen.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:

Indikator | Beschreibung des gesamten Gebäudebestands bzw. des energetischen Status (bereits umgesetzte Maßnahmen unter Verwendung von Typbeschreibungen) und Vorlage von individuellen oder Mustersanierungs- / Klimafahrplänen und Dokumentation in zentraler Datenbank

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Nahezu vollständig (unter Verwendung von Muster- / Typfahrplänen) für den gesamten Gebäudebestand.Ein Gebäude- und Wohnungsregister, welches den energetischen Standard oder Sanierungs- oder Klimafahrpläne enthält, ist aktuell nicht vorhanden. Mit der Einführung der überarbeiteten EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) ist eine nationale Gebäudedatenbank verpflichtend einzuführen.Gebäubebetreibende, Bauherr- und Eigentümerschaft, Kommune bzw. Stadt, Bundes- und Landespolitik

Handlungsempfehlung:

Gebäude- und Wohnungsregister sowie Kommunale Wärmeplanung umsetzen, öffentlich zugänglich machen und beschleunigen. Gebäudedatenbank gemäß EPBD umgehend umsetzen.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:


Zielbild "Effizienz":

Der gesamte Gebäudebestand ist hoch energieeffizient und weist einen geringen Endenergieverbrauch auf.

Indikator | Gebäudeenergieeffizienz, ausgedrückt als Endenergie pro Flächeneinheit bzw. Anteil NT-ready Gebäude (NT = Niedertemperatur), auch über Quartiersansatz / Portfolio-Ansatz ermittelbar

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Alle Neubauten und sanierte Gebäude: Hohe durchschnittliche Energieeffizienz oder "Niedertemperatur-ready" (NT-ready) (1)Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt eine Mindestanforderung von EH55 vor, womit eine hohe durchschnittliche Energieeffizienz erreicht wird.Bauausführende, Bauherr- und Eigentümerschaft, Planende und Beratende
Nahezu gesamter Gebäudebestand: Hohe durchschnittliche Energieeffizienz oder "NT-ready" (2)Die derzeitige Sanierungsrate ist nicht genau angegeben, wird aber auf 0,9 Prozent geschätzt. Damit ist sie zu gering für die Erneuerung des kompletten Gebäudebestands bis 2040.Bauausführende, Bauherr- und Eigentümerschaft, Bundes- und Landespolitik

Handlungsempfehlung:

(1) Umsetzung gewährleisten.

(2) Die Sanierungsrate muss auf 2 Prozent gesteigert werden. Überarbeitete EPBD zügig in nationales Recht umsetzen, Mindestenergieeffizienzanforderungen für Bestand einführen.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:

(1) https://www.gesetze-im-internet.de/geg/BJNR172810020.html#BJNR172810020BJNG000200000

(1) https://www.wohngebaeude.info/daten/#/sanieren/bundesweit;main=sanierungsstand

(2) https://buveg.de/pressemeldungen/sanierungsquote-2023-weiter-im-freien-fall


Zielbild "Erneuerbare Energie":

Der Gebäudebestand wird komplett von erneuerbaren Energieträgern energetisch versorgt.

Indikator | Anteil erneuerbare Energie an der Energieversorgung; für Nah- und Fernwärmenetze liegen Fahrpläne für eine mittelfristig erreichbare Versorgung mit 100 Prozent erneuerbarer Energie vor

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Alle Neubauten und sanierte Gebäude: Hohe durchschnittliche Energieeffizienz oder "NT-ready". (1)Das GEG schreibt eine Mindestanforderung von EH55 und Nutzung von 65 Prozent Anteil erneuerbare Energien bei Neubauten und Sanierungen vor.Bauausführende, Bauherr- und Eigentümerschaft, Planende und Beratende
Der gesamte Gebäudebestand wird komplett erneuerbar versorgt. (2)

Die Kommunale Wärmeplanung sieht bis 2040 eine 80-prozentige Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien vor und eine erneuerbare Stromversorgung, Anteil erneuerbarer Energien im deutschen Strommix ist aktuell (2023) bei 52 Prozent.

Bauausführende, Bauherr- und Eigentümerschaft, Bundes- und Landespolitik

Handlungsempfehlung:

(1) Umsetzung gewährleisten.

(2) Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:

(1) https://www.gesetze-im-internet.de/geg/BJNR172810020.html#BJNR172810020BJNG000200000

(1) https://www.wohngebaeude.info/daten/#/sanieren/bundesweit;main=sanierungsstand

(2) https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/dzupdf/pdfs/umweltindikatoren-de815c949d.pdf

(2) https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/erneuerbare-energien-in-zahlen


Zielbild "Energieproduktion und Speicherung":

Die Energieproduktion des Gebäudebestands trägt verlässlich und zu einem moderaten Anteil zur gesamtdeutschen Energieproduktion bei.

Indikator | Neubauten und Sanierungen: Energieproduktion an Gebäuden (z.B. Mindestflächenanteil solar nutzbarer Hüllflächen wird genutzt oder vergleichbare Energiemengen werden über alternative Verfahren erzeugt)

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Nahezu alle Neubauten und sanierten Gebäude produzieren Energie.Zurzeit gilt in 10 Bundesländern eine Photovoltaik-Pflicht, mit verschiedenen Regelungen zu den unterschiedlichen Gebäudetypen. Die Umsetzung der Regelungen wird nicht mit Daten erhoben.Bauherr- und Eigentümerschaft, Planende und Beratende, Bundes- und Landespolitik

Handlungsempfehlung:

Umsetzung vergleichbarer Regeln in allen Bundesländern. Monitoring zur Umsetzung.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:

Indikator | Anteil Energieproduktion von Gebäuden am (gesamtdeutschen) Endenergieverbrauch und Speicherung / Netzdienlichkeit

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Moderat (niedriger zweistelliger Prozentsatz)Laut der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) beträgt die Bruttostromerzeugung von Photovoltaik (PV) im Jahr 2023 11,9 Prozent. Es ist keine Unterscheidung zwischen Freiflächen und Gebäuden vorhanden.Gebäudebetreibende, Bauherr- und Eigentümerschaft, Bundes- und Landespolitik

Handlungsempfehlung:

Getrennte Erfassung von Gebäude-PV und Freiflächen-PV im Marktstammdatenregister wie in Baden-Württemberg. Netzdienlichkeit definieren und Anreize setzen (siehe auch EPBD-Revision).
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:


Zielbild "Kapazitäten":

Für die Gebäude-Energiewende stehen alle versorgungstechnischen, industriellen und personellen Kapazitäten bereit, die für die langfristige Sicherung eines effizienten, erneuerbar betriebenen und energetisch aktivierten Gebäudebestand (Energieproduktion an Bestandsgebäuden) notwendig sind. Zudem müssen digitale Planungstools etabliert werden, welche eine detaillierte CO2-Bilanzierung jederzeit erlauben.

Indikator | Vorhandensein der notwendigen Energieversorgungstechnik und Infrastruktur; Aufbau eines Industriezweigs für Gebäudesanierungen und von qualifiziertem Personal zur Planung und sicheren Umsetzung der Energie- und Klimaziele

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Gesicherte KapazitätenZurzeit sind keine Daten zu den benötigten Kapazitäten oder den gesicherten Kapazitäten vorhanden, Beschäftigte in dem Bereich erneuerbare Energien und Umwelt steigen jedoch.Wissenschaft und Multiplikatoren, Bauausführende, Bundes- und Landespolitik

Handlungsempfehlung:

Ermittlung der benötigten Kapazitäten.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:

Indikator | Etablierte Planungswerkzeuge für die CO2-Bilanzierung vorhanden

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Etabliert in PlanungsprozessenEnergiebilanzierungs-Tools haben größtenteils THG-Bilanzierung integriert.  EPBD-Revision fordert Gebäudeautomation und damit Monitoring für größere Anlagen bzw. Gebäude. Steigendes Verständnis bei Eigentümern.Planende und Beratende

Handlungsempfehlung:

Erfassung von Unternehmen, die Planungswerkzeuge etabliert benutzen.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:

Eigene Angabe der DGNB.


Ihre Ansprechpersonen

Dr. Anna Braune

Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung

Miriam Laudien

Projektleiterin Forschungsprojekte