Strategisches Ziel 2

Werte des Bestands erhalten, Ressourceneinsatz minimieren und Gebäude lang und intensiv nutzen

 

Das Erreichen dieses strategischen Ziels ist in weiter Ferne. Im Unterziel eines reduzierten und qualitätsvollen Flächenbedarfs ist zwar im Wohnbereich ein geringer Leerstand, vor allem in bevorzugten Städten, zu beobachten und keine weitere Steigerung des durchschnittlichen Pro-Kopf-Wohnflächenbedarfs. Insgesamt kann jedoch noch nicht von einem maßvollen Umgang mit Bestandsflächen gesprochen werden. Dass Gebäudeabbrüche auf das wirklich notwendige Maß reduziert werden sollten, ist inzwischen in der Kommunikation angekommen, eine wirksame Veränderung in der Praxis ist allerdings noch nicht erkennbar. Zwar wird mit der Entwicklung und Bereitstellung von Gebäuderessourcenpässen informativ seit kürzerem die Reduktion des Ressourceneinsatzes insgesamt und die Etablierung einer produktiven Kreislauf-Bauwirtschaft unterstützt, dennoch sind Effekte bislang noch nicht erkennbar. Vom Ziel eines langlebigen und wertgeschätzten Gebäudebestands sind bisherige Entwicklungen, die die Potenziale des Umnutzens, Erweiterns oder Aufstockens von Gebäuden ausnutzen oder gar lediglich beschreiben, noch weit entfernt.


Bewertungssymbole und ihre Bedeutung

Bei Fortsetzung der Entwicklung würde das Ziel erreicht werden.
Bei Fortsetzung der Entwicklung würde das Ziel voraussichtlich leicht verfehlt werden.
Der Indikator entwickelt sich zwar in die gewünschte Richtung auf das Ziel zu, bei Fortsetzung der Entwicklung würde das Ziel im Zieljahr aber relativ stark verfehlt werden.
Der Abstand zum Ziel ist konstant hoch oder vergrößert sich. Der Indikator entwickelt sich nicht in die gewünschte Richtung.


Zielbild "Maßhaltiger und qualitätsvoller Flächenbedarf":

Der Trend des steigenden Flächenbedarfs für Wohnen (und Gewerbe) ist zu stoppen und in einen maßhaltigen Umfang qualitätsvoller Flächen umzukehren. Leerstand ist auf ein geringstes Maß zu reduzieren.

Indikator | Nutz- / Wohnflächenbedarfe differenziert je nach Typ und Raumtyp (ländlicher Raum oder städtische Gebiete)

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Stagnation des Wachstums und Reduktion auf angemessenes NiveauZurzeit beträgt der Flächenbedarf in Deutschland 55 Hektar pro Tag. Es wird ein Netto-Null-Verbrauch ab 2050 angestrebt.Planende und Beratende, Kommune bzw. Stadt, Bundes- und Landespolitik

Handlungsempfehlung:

Schnellere Umsetzung des Netto-Null-Verbrauchs.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:

Indikator | Leerstandsquote Wohnen und Nicht-Wohnen differenziert je nach Gebäudetyp und Raumtyp (ländlicher Raum oder städtische Gebiete)

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Reduktion auf geringe WerteIn Deutschland herrscht eine Leerstandsquote von 4,2 Prozent, wobei starke regionale Schwankungen vorliegen. Steigende Anzahl an lokalen Leerstandskatastern ist zu beobachten. Im Wohnungsbereich ist eine geringe Leerstandsquote zu beobachten (2022: 2,5 Prozent).Bauherr- und Eigentümerschaft, Kommune bzw. Stadt, Bundes- und Landespolitik

Handlungsempfehlung:

Anreize für Nutzung und Umnutzung von Nichtwohngebäuden in Wohngebäude bieten.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:


Zielbild "Abbruch auf das wirklich notwendige Maß reduzieren":

Abbrüche dürfen nur durchgeführt werden, wenn alle Potenziale ausgeschöpft wurden. Zudem sind Abbruchabfälle (und Bauabfälle) komplett in hochwertigen Kreisläufen zu führen und zu entsorgende Abfälle werden komplett vermieden.

Indikator | "Unbegründeter Abriss" (Abriss = Ultima Ratio, Notwendigkeit klar begründet, Klimawirkung ermittelt)

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Keine Genehmigungen von "unbegründetem Abriss"Stand 2024 gibt es bis zu einer Größe von 300 m2 keine Gemehmigumgspflicht bei einem Abriss.Kommune bzw. Stadt, Bundes- und Landespolitik

Handlungsempfehlung:

Genehmigungspflicht für Abriss einführen.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:

Indikator | Kreislaufquote von Abbruchabfällen

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
100 Prozent werden wiederverwendet oder verwertet.Laut einem Monitoring der Bauwirtschaft werden 89,5 Prozent aller mineralischen Abfallquoten verwertet. Dabei wird aber auch die thermische Verwertung mit einbezogen, welche insbesondere bei Baustellenabfällen einen hohen Anteil hat.Bauausführende, Planende und Beratende

Handlungsempfehlung:

Klare Trennung von thermischer und stofflicher Verwertung sowie Up- und Downcycling.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:


Zielbild "Produktive Kreislauf-Bauwirtschaft":

Sanierungs- und Baumaßnahmen werden materialsparend zum größten Teil aus im Kreislauf geführten Materialien umgesetzt, maßvoll ergänzt durch erneuerbare Rohstoffe und weisen keine negativen Auswirkungen für Umwelt und Menschen auf. Zudem ist der gesamte Materialeinsatz über den Lebenszyklus der Bauwerke hinweg bekannt und wird auf ein angemessenes Maß reduziert.

Indikator | Anteil (in Massenprozent) der für Sanierungs- und Baumaßnahmen eingesetzten Materialien / Produkte, die aus Materialkreisläufen oder (ersatzweise) erneuerbaren Quellen stammen

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
100 ProzentDer Anteil der Materialien ist zurzeit zu ungenau erfasst und gibt nur in den Bereichen Boden und Steine, Bauschutt, Straßenaufbruch und Baustellenabfälle genaue Angaben. Daher ist eine genaue Massenangabe nicht möglich.Hersteller, Bauausführende, Planende und Beratende

Handlungsempfehlung:

Erfassung der verwendeten Materialien für Sanierungs- und Baumaßnahmen.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:

Indikator | Materialeinsatz über den Lebenszyklus von Bauwerken (differenziert nach Materialarten, Austauschhäufigkeiten, Kreislauffähigkeit) über (digital verfügbare) Gebäuderessourcenpässe

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Bei allen Bauvorhaben (Neubau und Sanierungen) strukturiert erfassen und hoheitlich veranlasst sammeln und auswerten. (1)Mit der Entwicklung eines Gebäuderessourcenpasses hat die DGNB in 2023 ein neues Instrument zur Erfassung des Materialeinsatzes eingeführt. Dennoch ist zurzeit keine Einführung eines hoheitlichen Materialregisters zur Information bekannt.Kommune bzw. Stadt, Bundes- und Landespolitik
Deutliche Reduktion des Materialeinsatzes je Funktion. (2)Die Kommunale Wärmeplanung sieht bis 2040 eine 80-prozentige Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien vor und eine erneuerbare Stromversorgung, Anteil erneuerbarer Energien im deutschen Strommix ist aktuell (2023) bei 52 Prozent.Bauausführende, Planende und Beratende

Handlungsempfehlung:

(1) Einführung und Etablierung eines Materialregisters und des Gebäuderessourcenpasses.

(2) Klare Erfassung und Reduzierung des Materialverbrauchs pro Anwendung.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:

(1) https://www.dgnb.de/de/nachhaltiges-bauen/zirkulaeres-bauen/gebaeuderessourcenpass

(2) https://de.statista.com/themen/4297/baustoffindustrie-in-deutschland/#dossier-chapter2


Zielbild "Langlebiger und wertgeschätzter Gebäudebestand":

Der Gebäudebestand ist unser Erbe und das unserer Vorfahren. Alles Bestehende wird wertgeschätzt, effizient genutzt und, wenn nötig, ergänzt oder erweitert. Alle neu hinzugefügten und modernisierten Bestände werden auf Langlebigkeit ausgerichtet.

Indikator | Gebäudestruktur (im Durchschnitt) / realisierte Nutzungsdauern

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Gebäude werden deutlich länger genutzt und für längere Nutzungsdauern geplant als aktuell.Es gibt zurzeit keine Daten zu der Nutzungsdauer von Gebäuden. Es werden nur verschiedene Schätzungen bei Gebäuden angegeben, der tatsächliche Wert ist aber unbekannt. Bekannt sind nur die Baujahre der Gebäude.Planende und Beratende

Handlungsempfehlung:

Erfassung des kompletten Lebenszyklus und der Nutzungsphase von Gebäuden.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:

Indikator | Ausnutzung des bestehenden Potenzials von Erweiterungen und Aufstockungen

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Kenntnis / Transparenz über vorhandenes Potenzial (z.B. mit zugänglicher Datenbank) (1)Bisher wurden die Potenziale 2019 in einer Studie der TU Darmstadt erfasst und veröffentlicht, jedoch wurde keine Datenbank eingerichtet.Planende und Beratende, Kommune bzw. Stadt, Bundes- und Landespolitik
In Lagen mit hohem Bedarf nach neuen Nutzflächen: Nahezu vollständig ausgenutztes Potenzial (2)Keine Daten verfügbar.Planende und Beratende, Bauausführende, Bauherr- und Eigentümerschaft

Handlungsempfehlung:

(1) Erfassung der Potenziale in zugänglicher Datenbank.

(2) Förderprogramme und Kapazitäten für Umsetzungen planen und umsetzen.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:

(1) https://www.ioer.de/fileadmin/user_upload/projekte/files/2022/FBR/Blum_IOER_Baulandumfrage_Ergebnisbroschuere.pdf

(1) https://www.tu-darmstadt.de/media/daa_responsives_design/01_die_universitaet_medien/aktuelles_6/pressemeldungen/2019_3/Tichelmann_Deutschlandstudie_2019.pdf

(2) Keine Daten verfügbar.

Indikator | Nutzungsdauern für ergänzte und transformierte Bestände (Aufstockungen, Anbauten, sanierte Gebäude) sowie Neubauten

ZielwertZeitrahmenStatus quoVerantwortlicheBewertung
Für alle neu sanierten und neuen langlebigen Bauwerke liegen Umnutzungskonzepte vor. Für alle neu sanierten und neuen Bauwerke mit geplant kürzerer Nutzungsdauer liegen Rückbau- und Verwertungsanleitungen vor.Außerhalb zertifizierter Gebäude nicht umgesetzt. Keine Daten verfügbar.Planende und Beratende

Handlungsempfehlung:

Pflicht zum Anlegen eines Umnutzungskonzeptes und einer Rückbau- und Verwertungsanleitung.
 

Informations- / Datenquellen für Fortschrittserfassung:

Keine Daten verfügbar.


Ihre Ansprechpersonen

Dr. Anna Braune

Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung

Miriam Laudien

Projektleiterin Forschungsprojekte